Samstag, 19. Januar 2013

Das Söldnerimperium Kapitel 10

                                                              Kapitel 10

Der Ork schaute Morrigan schweigend an und nickte mit dem Kopf. „Du hattest sehr viel Beistand von Altana. Wenn Flickblix nicht in der Nähe gewesen wäre hätte es ein schlimmes Ende genommen." Morrigan fehlten erst die Worte, doch dann fing sie sich wieder. „Du, du kannst Sprechen?" Der Ork, der gerade heißes Wasser in eine aus Ton gearbeitete Kanne füllte, erwiderte: „Natürlich kann ich sprechen oder hast schon mal einen stummen Ork gesehen?" Er nahm einen Holzlöffel und begann in der Kanne zu rühren, augenblicklich schwebte ein Teegeruch in der Höhle. „Nein, ich meine von wem hast du unsere Sprache gelernt?" „Na von einem wie du bist, nur größer." Morrigan knirschte mit den Zähnen. Dieser Ork hatte Ähnlichkeit mit dem Tarutaru der mit ihr zusammen wohnte. „Kannst du es mir nicht sagen? Oder willst du es nicht?" Der Ork hatte den Tee in zwei Holzbecher gefüllt und reichte einen an Morrigan. „Ich kann und will es dir nicht sagen, denn ich fürchte um meinen Frieden. Das letzte Mal bin ich nur mit knapper Not den Kopfjägern entkommen." Morrigan roch an dem Tee, ein Aroma von Ahornsirup und Fenchel drang in ihre Nase. *Wenn er mich hätte töten wollen, hätte er es schon längst getan.* dachte sie sich und trank den Tee. In diesem Moment betrat Flickblix die Höhle und setzte sich ans Feuer. 

Es war der beste Tee den sie je gekostet hatte, so mild und doch brachte das Gebräu neue Kraft in ihre Glieder. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf *Es war der beste Tee den ich je getrunken habe und niemals mehr trinken werde.* Das waren die Worte von Saxon gewesen als er von der Flucht aus Jeuno erzählt hatte. „Bluschnok, du bist Bluschnok. Aber Saxon sagte du seist Tod, wie bist du entkommen?"

Der Ork hätte sich beinahe an seinem Tee verschluckt, als sie den Namen erwähnte. „Du kennst Saxon?" Morrigan nickte. „Ich bin sogar mit ihm vermählt." sagte sie aufgeregt. „Dann kennst du sicher auch den Rotmagier. Saxon hatte eine Schatulle mit Zaubersprüchen vergessen. Als die Kopfjäger meine Hütte in Brand steckten, habe ich mich mit Hilfe eines Zaubers weg teleportiert.  Doch sag, wie geht es den beiden?" Morrigan erzählte ihm wie sie Saxon kennen gelernt hatte, wie sie Promathia besiegt hatten und von dem Fischrestaurant. „Aber was ich nicht verstehe, was wollten die Banditen von mir? Und was meinten sie als sie sagten ich könnte die Falsche sein?"

 Bluschnok trank seinen Becher leer, dann sagte er: „Als Flickblix mir sagte eine Freundin von ihm wäre verletzt, bin ich sofort mitgegangen. Als wir dich erreichten war die Mithra noch am Leben. Auf meine Fragen  antwortete sie nicht, so begann der Goblin sie zu Foltern. Obwohl ich versucht habe Flickblix Gutmütigkeit zu lehren, bleibt er doch ein Goblin. Auf jeden Fall sagte die Mithra, das sie im Auftrag vom Graf Fabilinus von Bastok arbeiteten und eine entlaufene Sklavin wieder einfangen sollten. Zudem sagte sie, dass der Graf einen Angriff auf die Burg von Rosemundt plane. Wer mit dem kleinen Graf gemeint ist weiß ich auch nicht."

Morrigan stockte der Atem bei dem Namen. Die Burg von Rosemundt, das war das Zuhause von Hades. Doch er und die anderen waren auf dem Weg nach Aht-Urgan. „Ich muss sofort dorthin und Cissie warnen!!" Sie sprang von der Pritsche und warf sich ihren Reisemantel über. „Wie komme ich aus der Höhle?" Bluschnok erhob sich und schüttelte den Kopf. „Du kannst nicht allein auf die Reise gehen. Überall lauern Gefahren!" Morrigan zog einen Sack zur Seite und hatte den Ausgang gefunden. „Wenn du dir so viel Sorgen machst kannst du ja mitkommen!!" sagte sie und lief in den Tunnel. Bluschnok schaute ihr hinterher und rief: „Dann geh, ich werde mich nicht in Gefahr bringen!!" Der Goblin knurrte den Ork an und folgte der Tarutarufrau. Bluschnok brummte etwas auf orkisch, nahm seinen Stab und folgte den beiden.

Viele Meilen entfernt unter dem Dschungel in Aht-Urgan 

Nette hatte angefangen mit Klopfzeichen sich mit den anderen Gefangenen zu verständigen. Auf diese Art hatte sie erfahren das nicht alle in diesem Verließ Soldaten waren. Bauern, Glücksritter und Frauen mit ihren Kindern, die von dem Kontinent Quon hier her verschleppt worden waren. Was Nette nicht erfahren hatte war, warum sie hier waren. Niemand wurde zur Arbeit gezwungen oder zu sonstigen Zwecken missbraucht, außer das von Zeit zu Zeit junge Männer und Kinder weg geholt wurden und nicht zurückkehrten. Die Mithra hatte einen Verdacht, wollte ihn aber gegenüber den Mitgefangenen nicht erwähnen. Sie vermutete, dass die Gefangenen als Nahrung für die Trolle dienten. Doch wie kamen Mithras oder Tarutaru nach Aht-Urgan? Diese Rassen gab es auf diesem Kontinent nicht. 

Doch sie hatte auch nützliches erfahren. Einer der Mitgefangenen hatte ihr von Magiern erzählt, die ohne Worte Magie wirken konnten. Sie benutzten nur ihre Hände dazu. Nette konnte sich nicht vorstellen wie das funktionieren sollte. Aber am meisten Angst machte ihr die Art diese Zauber zu lernen. Ihr wurde berichtet, das diese Magier die Fähigkeiten von den Gegnern stahlen und durch die einfachen Handbewegungen konnten sie schnelle Zauber wirken ohne langes Flüstern. Waren das etwa die vermummten Krieger gewesen die sie bei ihrer Ankunft im Palast gesehen hatte? Itaban hatte sie Blaumagier genannt, sie waren die Leibwache der Kaiserin und Itaban wollte sie aus der Nähe der Herrscherin haben.  
  
Das Knarren der Tür riss sie aus den Gedanken und versetzte sie in Furcht, denn sie hatte den Schweigetrank schon bekommen. Vier Trolle kamen in die Zelle und drängten sie mit erhobenen Lanzen in eine Ecke. Ein Gestank von kaltem Schweiß und Exkrementen schlug ihr entgegen und verursachte bei ihr Übelkeit. Nun erschien zwischen den Trollen ein Junge. Seine Haut wirkte ungesund weiß und seine Augen waren tiefrot, die schmutzig blonden Haare schimmerten im Schein der Fackeln. „Ich entschuldige mich für diese primitive Unterkunft." sagte er und seine Stimme klang sanft, aber doch lag etwas boshaftes darin. Er warf ihr ein Stück Kohle und Pergament zu. „ Nun können wir reden."

Nette nahm die Kohle und schrieb etwas auf das Pergament, dann reichte sie es dem Jungen. „Wer ich bin willst du wissen?" fragte er nach dem er das Pergament gelesen hatte. „Ich bin sicher dass du schon von mir gehört hast. Ich selbst nenne mich: der kleine Graf." 

Nette musterte den Jungen, auf eine Art kam er ihr bekannt vor. Seine Züge erinnerten sie an den Herzog von Jeuno. Doch noch nie hatte sie gehört dass es einen Sohn oder Bruder geben solle. Der kleine Graf schien ihre Gedanken erraten zu haben. „Du bringst mich mit dem Herzog von Jeuno in Verbindung? Nun du hast Recht. Ich bin sein Bruder, doch teile ich seine Ansichten nicht. Ich und mein schwächlicher Bruder stammen aus einem alten Geschlecht. Wir sind die letzten Zilart." 
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge  

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