Sonntag, 24. März 2013

Das Söldnerimperium Kapitel 15

  
                                                                          Kapitel 15

Morrigan, Bluschnok und Flickblix hatten den Jugner-Wald hinter sich gelassen und wanderten durch die Battalia-Tiefen. „Wo ist die Burg zu der wir hin wollen?" fragte der Ork. Morrigan zeichnete eine unsichtbare Karte in die Luft. „Wir müssen erst in die Rolanbeeren-Felder, dann durchqueren wir die Sauromungne-Ebene bis wir die Merepotaud-Berge erreichen. Dort halten wir uns dicht bei den Felsen bis wir Tu'lia betreten. Dann ist es nicht mehr weit. Cissie muss gewarnt werden damit der Angriff abgewehrt werden kann."

Bluschnok atmete laut aus und schüttelte den Kopf. „Wie soll das gehen? Was ist, wenn nicht genug Krieger in der Burg sind? Oder wir zu spät kommen?" Morrigan winkte ab. „Darüber denken wir dann nach wenn wir da sind." Sie zeigte auf den Goblin, der beim Laufen durch die bunten Glasscherben schaute. „Schau dir Flickblix an, der ist nicht so negativ." Der Ork schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Dann weiß er sicher auch wo wir etwas zu Essen her bekommen!"

Gegen Abend schlugen sie neben einem Felsen ein Lager auf. Bluschnok versuchte Zutaten für eine Suppe aus seiner Tasche zu suchen, doch der Goblin schaffte es zwei Hasen zu erlegen und alle drei wurden satt. Das Trio lief den folgenden Tag durch. Auch als es begann zu regnen stoppten sie nicht. Flickblix hatte Spaß, er sprang von einer Pfütze in die andere. Morrigan sang ein Lied über den Regen. Nur Bluschnok grummelte schlechtgelaunt vor sich hin.

In den Rolanbeeren-Feldern ging es ihnen besser. Es gab genug Wild und Waldfrüchte. Selbst Bluschnok hatte bessere Laune. Nur  zweimal mussten sie sich vor Beastman verstecken. Morrigan hatte dabei den Ork beobachtet. Am liebsten wäre er zu den Quadav gelaufen und sie davon überzeugt die Waffen weg zu werfen. Doch wusste er, dass es keinen Sinn gehabt hätte.

Bevor die Sauromungne-Ebene erreichten machten sie früh rast. Flickblix sorgte wie immer für frisches Fleisch, dann setzte er sich ans Feuer und holte seine Glasscherben heraus. „Was findet er nur an diesen wertlosen Scherben?" fragte Morrigan den Ork. Bluschnok nahm einem Schluck Tee und sagte: „Er schaut gern hindurch weil dann alles gleich aussieht. Alles ist blau oder grün. Die Tarutaru, Elvaan, Menschen, Mithras und Galka sind gleich. Selbst die Beastman." Er trank noch einen Schluck. „Das ist was der Kleine sich wünscht: eine Welt ohne Unterschiede, eine Welt wo alles blau oder grün ist und man ihn nicht nach seiner Rasse beurteilt" Der Ork holte seine Harfe aus der Tasche und spielte eine langsame Melodie. Morrigan musste den ganzen Abend über Bluschnoks Worte nachdenken. Wäre es wirklich einfacher wenn alle gleich wären? Oder liegt es in der Natur eines jeden einzelnen alles zu bekämpfen das anderes ist als er selbst? Ob es darauf je eine Antwort geben würde? 

Am folgenden Tag betraten sie die karge Landschafft der Sauromungne-Ebene. Hier gab es nicht viel, nur karge Hügel und zerklüftete Felsen. Die drei blieben nie zu lange auf offenem Gelände damit sie nicht entdeckt wurden, denn auch hier gab es Beastman. Doch bald fanden sie Zeichen von Zivilisation, Spuren von Chokobos und Karren führten in eine Schlucht. „Da gehen wir auf keinen Fall hin!" sagte Bluschnok mürrisch. „Wir brauchen frisches Wasser und Nahrung. Uns wird schon etwas einfallen um nicht auf zu fallen." gab Morrigan zurück und ging in die Schlucht, Flickblix folgte ihr ohne Widerspruch.
Vor der Siedlung stahl Morrigan einige Kleider von einer Wäscheleine und warf sie ihren Begleitern über. Der Goblin war begeistert doch der Ork empfand es als erniedrigend ein geblümtes Kleid und einen Schleier zu tragen. 

In der Siedlung herrschte emsiges Treiben, vorwiegend schien sie von Banditen und Flüchtlingen bevölkert zu sein. Die Dreiergruppe marschierte geradewegs auf eine Hütte aus der lauter Gesang zu hören war. Morrigan dachte sich, das dort die Taverne war und hoffte dort Proviant kaufen zu können. In der Schenke war die Luft stickig und verraucht, es roch nach Schweiß und schalem Bier. Gefolgt von Bluschnok und Flickblix ging Morrigan zu der Theke und rief den Wirt. Ein Galka mit verfilztem Fell erschien. „Was wollt ihr? Bettler haben hier keinen Zutritt!" Morrigan legte die Hände an die Hüften. „Wir sind keine Bettler! Wir brauchen Wasser und Essen!" Mit diesen Worten warf sie einige Silbergil auf den Tresen. „Oh vergebt mir edle Tarutaru, ich werde alles von meinem Burschen holen lassen." sagte der Wirt mit geheuchelter Freundlichkeit und verschwand.

„Wenn du so reich bist kannst einem einfachen Mann ein Bier spendieren!" Erschrocken schaute sich Morrigan um woher die Stimme kam. Ein schmutzig aussehender Mann stand neben ihr und starrte mit finsterer Miene zu ihr hinunter. An seinem Gürtel hingen eiserne Schlagringe, die er sicher einem Mönch gestohlen hatte. Ohne den Mann an zu sehen sagte Morrigan: „Ich trinke kein Bier und beabsichtige auch nicht für andere etwas zu bestellen." „Ich will aber etwas Trinken, also wird's bald!!" schrie der Mann und schlug auf den Tresen. Morrigan ließ sich nicht einschüchtern und machte sich größer. „Ich werde nichts bestellen, nun las mich in Ruhe sonst…" „Sonst was?!" unterbrach der Mann Morrigan und packte sie am Kragen. „Wirst du dann schlagen?" Morrigan zeigte gelassen über die Schulter des Mannes. „Ich nicht, aber der da." Der Raufbold schaute sich um und erblickte ein riesige Gestalt in einem geblümtem Kleid.
Bluschnok packte den Streithahn und schleuderte in quer durch die Schenke. Ein Tisch zerbarst, Humpen und Gäste wurden auf dem Boden verteilt. Im Nu brach eine Schlägerei aus. Der Ork teilte schwere Hiebe aus und der Goblin kroch auf allen vieren von einem Bewusstlosen zum anderen und leerte ihnen die Taschen. Morrigan war hinter die Theke gelaufen und raffte zusammen was sie an Wasserschläuchen und Essen tragen konnte.

„Los wir müssen weg hier!!" rief die Tarutaru. Bluschnok verpasste einem Galka einen Schwinger das dieser sich überschlug, dann fasste er den Goblin am Bein und schleifte ihn hinter sich her. Auf dem Weg zur Tür klemmte er sich Morrigan mit samt dem Proviant unter den Arm und stürmte aus der Taverne, durch die Siedlung und aus der Schlucht hinaus. Doch ihre Flucht blieb nicht unentdeckt, einige der Banditen verfolgten sie.

Als Bluschnok die Schlucht verlassen hatte, versteckte er Morrigan in einer Felsnische, dann riss er Flickblix die Lumpen herunter und warf sein Kleid weg. Als die Banditen einen Ork sahen und einen Goblin der zwei Messer in den Klauen hielt machen sie schnell wieder kehrt. Der Ork holte seine Freundin aus ihrem Versteck und zusammen machten sie sich schnell davon. Als sie sicher waren das keine Verfolger mehr kamen, machten sie ein Lager für die Nacht und genossen ein üppiges Mahl. „Morgen erreichen wir die Merepotaud-Berge und dann sind wir bald bei Cissie." erklärte Morrigan. Als sie sah wie Flickblix seine Beute bewunderte, ermahnte sie dass man nicht stehlen darf. Der Goblin fiepte eine kurze Antwort und wühlte weiter in seinen Münzen. „Er sagt: die anderen haben es auch nicht auf der Straße gefunden." übersetzte Bluschnok. Weil Morrigan darauf kein Gegenargument hatte, legte sie sich schlafen und freute sich auf das Wiedersehen mit Cissie.
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge