Sonntag, 24. Juni 2012

Die Prophezeiung Kapitel 16 ( zwei Schwestern auf der Flucht)

Urgandel im Hundertneununddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Festung der Edelsteinschleifer

Die ganze Festung war in Aufruhr. Wachen mit Piken und Äxten durchsuchten jeden Winkel, doch konnten sie den gesuchten nicht finden. Hogusch, der König ging mit zwei seiner Wachen zu der Behausung von Ogmer Blaubart.

In der Wohnung schien alles normal. Doch unter dem Bett fand einer der Wachen eine Schatulle. Sie enthielt Pergamente und einen Beutel mit Münzen. Es waren Listen, jedoch waren dort keine Gemüsesorten aufgezählt, sondern Waffen. Ein Hornsignal rief den König auf die Palisaden. In der Ferne konnte man einen flüchtenden Zwerg sehen. Auf einen Wink des Königs legte eine Wache seine Armbrust an und schoss, zwei Augenschläge später brach der Flüchtling zusammen.

Zwei Wachen schleiften den Zwerg zurück in die Festung und brachten ihn in den Kerker zum Verhör. Es war Ogmer Blaubart. König Hogusch baute sich drohend vor dem Gefangen auf „Warum befanden sich Waffen auf dem Karren? Was hat der Händler entdeckt, das er dafür sterben musste? Und von wem hast du die Waffen gekauft? Sprich auf der Stelle oder wir brennen dir die Wahrheit aus dem Fleisch heraus!"
Ogmer schaute den König trotzig an „Es ist gleich was ihr mir antut. Es ist nichts im Vergleich dazu was andere mit mir machen würden wenn ich rede." Sagte er tonlos. Der König gab den Wachen ein Zeichen, worauf sie ihm das Kettenhemd und Lederwams auszogen. Sie brachten ihn tiefer in den Berg, es roch nach geschmolzenem Gold und Silber. 

„Nun, du kannst dir das ersparen in dem du uns alles über deine Auftraggeber erzählst!" sagte Hogusch laut um das Hämmern der Goldschmiede zu übertönen. Ogmer schwieg weiterhin. Um ihn ein zu schüchtern drückte eine der Wachen ihm die Spitze seiner Lanze in den Rücken. Dann geschah alles blitzschnell. Ogmer drehte sich, griff den Speer mit beiden Händen und rammte ihn sich in die Brust. „Neiiiin!!!" schrie Hogusch. Doch es war zu spät, die Lanze hatte das Herz getroffen, Ogmer Blaubart war auf der Stelle tot.
König Hogusch fluchte laut: „Verdammter Bastard, nun werden wir nichts mehr erfahren!!!" Er kniete sich neben den Toten und durchsuchte ihn. In einem der Stiefel fand er eine Medaille in der eine albische Rune eingraviert war. Nun begriff er was Ogmer meinte als er sagte: „Es ist gleich was ihr mir antut. Es ist nichts im Vergleich dazu was andere mit mir machen würden wenn ich rede." Hogusch ging in den Thronsaal und ordnete für den Abend eine Versammlung an.

Bei Sonnenuntergang hatten sich die Ältesten, die besten Krieger und die besten Handwerker im Thronsaal eingefunden. Als der König eintrat machten sie eine tiefe Verbeugung und warteten bis er sich gesetzt hatte. Dann setzten auch sie sich an den runden Tisch. Der König berichtete was sich am Morgen zugetragen hatte. Er fragte: „Nun was ist zu tun? Ich erwarte eure Vorschläge!" 

Ein Zwerg mit weißem Bart und Halbglatze sagte: „Er kann die Waffen nur von den Schmieden im Nördlichen Gebirge bekommen haben. Wir sollten dem König einen Boten senden." „Und wenn der König selbst die Waffen verkauft?." fragte eine brünette Zwergin. Hogusch nahm einen großen Schluck aus dem Humpen und schwieg einen Moment. Dann sagte er: „Du hast recht, wir müssen mit dem schlimmsten rechnen. Es sollen sechs Krieger aufbrechen, drei für jedes Zwergenreich. Sendet eine Patrouille aus um die Straßen zu unserer Festung aus zu kundschaften. Bei Einbruch der Nacht sollen die Spione ihre Reise antreten!" Der König schlug mit der Keule auf den marmornen Tisch und löste die Versammlung. 

Nach zwei Stunden kehrte die Patrouille zurück und meldeten nur sehr wenig Feindbewegung. Die sechs freiwilligen Zwerge, darunter Derwie und Arwenie Goldfaust, waren bereit für die Abreise. Arwenie und Derwie, zwei Schwestern die von jedem Clan als Braut abgelehnt wurden weil sie Warzen auf den Händen hatten, schliffen ihre Äxte als König Hogusch zu ihnen sprach und erklärte was ihre Aufgabe war. „Schleicht euch in die Reiche und findet heraus, wer der Verräter ist und wo sich die Schwachstellen befinden. Wendet euch an den König und die Königin wenn ihr sicher seid das sie nichts damit zu tun haben. Kehrt heil wieder nach Hause und zu euren Familien. Möge Adamas über euch wachen."

In der Dämmerung verließen die Krieger die Festung. Beladen mit Rucksäcken und Taschen ließen sie die langen Schluchten und natürlichen Tunnel hinter sich. Im freien Gelände hielten sie sich im hohen Gras. Im Schein der Sterne erreichten sie den Waldrand. Brangus, der Führer der Gruppe, hob eine Hand und alle blieben stehen. „Wir müssen aufpassen und wachsam sein. Haltet die Waffen bereit und achtet auf alles." befahl er und betrat als erster den Wald. Jeweils zu zweit gingen sie in einer Reihe, die Augen auf den Boden und auf die Bäume gerichtet. 

Alles schien sicher und jeder behielt die Umgebung im Auge. Nur Arwenie stieß hin und wieder ihrer Schwester den Stiel der Axt in die Seite, weil sie lustvoll auf das Hinterteil des Zwerges vor ihr starrte. Immer tiefer drangen sie in den Wald hinein, aber hielten sich immer an den Weg. Einer der Zwerge hatte vorgeschlagen sich von dem Weg ab zu wenden und im Schutz der Sträucher weiter zu gehen. Doch Brangus wollte nichts davon wissen. Der Pfad war der direkte Weg durch den Wald und er wollte nicht länger als nötig in dem unübersichtlichen Gelände  bleiben. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, bei jedem unbekanntem Geräusch verharrten sie mit erhobenen Waffen auf der Stelle. Als sie die Hälfte des Wegs geschafft hatten, gab Brangus den Befehl zum Rasten. Wieder meinte jemand, dass es sicherer wäre einen geeigneten Lagerplatz zu suchen. Mit drohender Faust machte Brangus ihm deutlich, das er der Anführer sei und keine Widerworte noch Belehrungen duldete. Die Zwerge setzten sich im Kreis auf die Erde und packten ihren Proviant aus.

Als Brangus befahl ein Feuer zu machen, meuterte die ganze Gruppe. „Hast du einen Rubin im Schädel?" fauchte Derwie. „Erst sagst du wir sollen leise und unauffällig sein und nun willst du ein Feuer das Meilenweit zu sehen ist? Ich sehe genug, ich brauche kein Feuer!" Leise stimmten die anderen ihr zu. Brangus bekam einen roten Kopf, suchte einige trockene Zweige zusammen und legte sie in die Mitte des Kreises. „Ich bin der Anführer und ich sage was gemacht wird!" brummte er grimmig und holte seinen Feuerstein heraus. Er hatte sich nicht ganz auf den Boden gekniet, als etwas die Luft durchschnitt und der Zwerg sich aufbäumte. Ein Pfeil hatte seinen Hals durchbohrt, gurgelnd sank er zu Boden.

Einen Wimpernschlag später kamen Söldner hinter den Bäumen hervor und stürmten auf die Gruppe zu. Sofort sprangen die Zwerge auf, zogen die Waffen und bauten sich Rücken an rücken auf. Die Zwerge wehrten sich verbissen, doch die Söldner waren in der Überzahl und schossen ihre Pfeile aus den Baumkronen heraus. Plötzlich schrie Arwenie auf, ein Pfeil hatte ihren Oberarm getroffen und ein anderer ihr Bein. Derwie fuhr herum und konnte noch den Schwerthieb eines Söldners abwehren. Sie schlug ihm mit ihrem Kriegshammer gegen das Knie, der Mann schrie auf und knickte ein. Derwie zögerte nicht, sie nahm Schwung und ließ den Hammer auf den Kopf des Angreifers fallen und zertrümmerte diesen.

Derwie zog die Pfeile aus dem Körper ihrer Schwester und sah sich um, der Kampf war verloren. Sie legte sich ihre Schwester über die Schulter und rannte los. Sie wusste nicht wohin, nur weg von hier. Immer wieder wechselte sie die Richtung um mögliche Verfolger in die Irre zu führen. Ihre Beine brannten und sie wurde von Seitenstechen gepeinigt, doch sie rannte immer weiter. Dann plötzlich hatte ihre Flucht ein Ende. Ein dicht gewebtes Netz wurde auf die Schwestern geworfen und brachte sie zu fall. Derwie versuchte sich aus der Falle zu befreien, doch die Stricke waren zu stark. Jemand trat sie in die Rippen und nahm ihr die Luft zum atmen. Nach Luft schnappend schaute sich um und sah in das zierliche Gesicht eines Alb. Seine roten Augen schauten höhnisch auf sie herab. Derwie wollte in beschimpfen, doch dann spürte sie einen harten Schlag auf den Kopf und verlor das Bewusstsein.

Derwie wurde durch hartes Rempeln aufgeweckt, ihr Kopf schmerzte fürchterlich und machte ein klares Denken nicht möglich. „Adamas sei Dank, du lebst noch." hörte sie Arwenie sagen. Derwie versuchte sich zu erinnern was geschehen war, doch je mehr sie versuchte zu denken umso schlimmer schmerzte ihr Kopf. Sie schaute zur Seite und sah in das Gesicht ihrer Schwester, das von Schrammen gezeichnet war. „Wo sind wir?" fragte Derwie. „Sie haben uns gefangen und in das Lager der Söldner gebracht." Derwie fragte was mit ihrem Gesicht passiert sei. „Weil ich durch mein verletztes Bein nicht laufen konnte haben sie mich auf dem Boden mit geschliffen. Dich habe ich auf mich gezogen, sonst würdest du auch so aussehen." erwiderte Arwenie und versuchte zu lächeln. Auf die Frage was mit ihren Verletzungen sei, antwortete Arwenie: „Einer der Nachtalben hat sie verbunden, aber nicht gereinigt,. Ich fürchte das ich Wundbrand bekomme."  Sie schwiegen eine Zeitlang, dann sagte Derwie: „Sie haben etwas mit uns vor, sonst hätten sie uns schon lange die Kehlen aufgeschlitzt. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt verschwinden wir, töten werden sie uns so oder so."

Es wurde still im Lager, die Söldner und Albe hatten sich um das Feuer herum schlafen gelegt. Bald war außer den Wachen niemand mehr wach. Derwie hatte seit ihrem Erwachen versucht ihre Fesseln zu lockern, doch sie schaffte es nicht die komplizierten Knoten zu lösen. Plötzlich waren schlürfende Schritte zu hören und eine Gestalt kam auf die beiden Frauen zu getorkelt, es war einer der Söldner. Als er sich bis auf zwei Schritt den Schwestern genähert hatte, blieb er schwankend stehen. In seiner rechten Hand hielt er einen Lederschlauch und der Geruch der den Zwerginnen vom Wind zugetragen wurde, ließ erahnen das es sich nicht um Wasser handelte.

„Ich soll euch bewachen." lallte er und schaute gierig auf die Frauen herab. Dann machte er einen weiteren Schritt auf die beiden zu. „So sehen also Zwergenweiber aus, ziemlich hässlich, aber gut gebaut." sagte er und nahm einen langen Schluck aus dem Lederschlauch. „Ist das alles echt oder ist das nur Rüstung?" sagte er und grinste dreckig. Derwie streckte ihre Brüste vor „Warum schaust du nicht selbst nach?" bot sie mit einem verschmitzten Lächeln an. Arwenie schaute ihre Schwester schockiert an und versuchte zu ergründen was sie vorhatte. Der Mann kniet sich über Derwenies ausgestreckte Beine. Er streckte die Hand aus und begann sie anzufassen. Arwenie musste würgen bei dem Anblick. Dann, blitzschnell, ließ sich Derwie auf die Seite fallen, zog die Beine an, holte aus und trat dem Mann in seine Weichteile. Der Söldner grunzte schmerzvoll auf und hielt sich die Leiste. Arwenie, die sofort begriffen hatte was der Plan war, stemmte sich hoch, warf sich gegen den Mann und brachte ihn zu Fall. Derwie legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seinen Rücken um ihn am Boden zu halten. Arwenie setzte sich auf seinen Kopf und drückte sein Gesicht in den weichen Waldboden.

Der Mann wimmerte und versuchte sich zu befreien, doch der Alkohol hatte ihm Kraft und die Kontrolle über seinen Bewegungen genommen. Bald war das Rudern der Arme nur noch ein Zucken und der Söldner endlich in der weichen Erde erstickt. Derwie zog einen Dolch aus dem Gürtel des Toten und zerschnitt ihre Fessel und befreite auch Arwenie. Zusammen schlichen sie zu den Pferden, die unbewacht waren. An einem Baum fanden sie einen leeren Weinschlauch. „Von wegen uns bewachen. Der wollte sich nur kurz vergnügen." sagte Arwenie und spuckte aus. Derwie band das kleinste Pferd das sie finden konnte los und führte es mit sich, außerdem nahm sie ein Seil und Zaumzeug mit. 

Als sie sicher war, das sie weit genug vom Lager entfernt waren, zog sie ihre Lederhose aus und schnitt diese mit dem Dolch des Söldners in Fetzen. Sie band die Lederstücke um die Hufe des Pferdes um keine Spuren zu hinterlassen. Als sie damit fertig war, führte sie das Tier zu einem umgefallenen Baum. Sie kletterte auf das morsche Holz und legte dem Tier das Zaumzeug an. Das eine Ende des Seiles band sie um die Hüfte ihrer Schwester, das andere Ende warf sie über den Rücken des Pferdes. Sie ging um das Tier herum und zog Arwenie auf das Pferd. Dann half Arwenie ihrer Schwester auf das Tier zu steigen.

Als die beiden Zwerginnen auf dem Pferd saßen, nahm Derwie die Zügel. Doch dann hielt sie inne. „Wie reitet man eigentlich?" fragte sie kleinlaut. Arwenie dachte kurz nach, dann sagte sie: „Ich habe mal gesehen das die Menschen den Pferden auf den Hintern schlagen." Mit diesen Worten nahm sie den Dolch und schlug dem Pferd in die Flanke. Der Gaul wieherte kurz auf und galoppierte los. Derwie hatte die Zügel vor Schreck losgelassen und klammerte sich an den Hals des Tieres, Arwenie klammerte sich an ihre Schwester. Den beiden Frauen war zum Schreien zumute und es kostete sie viel Kraft es nicht zu tun. Wild und außer Kontrolle trabte das Pferd mit den Zwerginnen in die Dunkelheit.
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge

Sonntag, 17. Juni 2012

Die Prophezeiung Kapitel 15 ( Verrräter unter den Zwergen)

Urgandel im Hundertachtunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Fürstentum Urlandis

Als Tenebris ihre Geschichte beendete graute der Morgen. Eurealè hatte schweigend zu gehört, doch nun lagen ihr einige Fragen auf der Zunge. „Wie konntest du das alles geheim halten und was ist mit deinem Gewissen? Du bist eine der ersten Nachtalben." Tenebris zuckte mit den Schultern. „Das habe ich mich auch schon so oft gefragt, doch wenn ich Fortingas anschaue, sehe ich seinen Vater. Er hat mich das Lieben gelehrt und mir gezeigt dass es noch mehr gibt als den Kampf. Doch sage mir, wie viele gibt es von euch?"
Eurealè schaute die Albin schweigend an, unschlüssig ob sie ihr vertrauen konnte oder nicht. Doch dann sagte sie: „Es gibt etwa dreihundert, davon fünfzig mit blauen Augen!" Tenebris erhob sich und ging einige Schritte im Zimmer auf und ab. „Du musst sie warnen. Calister wird versuchen sie zu finden und zu vernichten.

 Ich werde nach Pistrana zurück kehren und dich über alles auf dem Laufenden halten!"
„Das würde ich sein lassen." erklang eine Stimme. Die Frauen schauten sich um, in der Tür stand ein junger Albin mit langen schwarzen Haaren und blauen Augen. „Ephaistra, was tust du hier? Solltest du nicht in Pistrana sein?" fragte Eurealè. Die Schattenelbin berichtete was sie im Palast gehört hatte. Als sie ihre Erzählung beendet hatte sprach sie eindringlich auf Tenebris ein: „Ihr müsst euch verstecken, Calister wird nicht eher ruhen bis er euch und die Schattenelben getötet hat und wir müssen das Kind beschützen. Mit dem Nachkommen des Königs werden die Menschen neue Hoffnung fassen und vielleicht sogar mit uns gegen Calister kämpfen!"

Tenebris winkte ab. „Ich muss Fortingas finden, das ist nun meine einzige Sorge. Wenn er bei den Zwergen ist, werden sie in Richtung Süden gehen, zum Reich der Edelsteinschleifer!" Ephaistra  schaute die Nachtalbin streng an, wusste aber das sie nur schwer um zu stimmen war. „Nun gut, aber ich werde mit euch gehen. Suchen wir erst in den großen Städten. Sie brauchen Nahrung und dort fallen Zwergen, verkleidet als Kinder, am wenigsten auf!" Tenebris stimmte widerwillig zu und wandte sich an Eurealè. „Geh und warne die Schattenelben. Sie müssen bereit sein wenn der Sturm beginnt!" Die Albin nickte. Die drei Frauen machten sich breit für die Abreise, wünschten einander viel Glück und verließen die Siedlung.

Lausew Isenfein, kontrollierte seine Ware. Er war einer der bekanntesten Gemüsehändler im Südlichen Gebirge. Der beleibte Zwerg hatte ungeschickte Hände und hatte es aufgegeben Edelsteine zu bearbeiten. Doch er besaß ein flinkes Mundwerk und konnte jedem weis machen, dass er das beste Gemüse hatte.
Gerade heute hatte er wieder eine Wagenladung herein bekommen. Mit freudigen Augen begutachtete er die dicken Kohlköpfe, Karotten und anderes. Das würde ihm einen guten Gewinn einbringen. Die Ware hatte er aus dem Nördlichen Gebirge kommen lassen. Die Zwerge dort hatten einen grünen Daumen und fruchtbaren Boden. Lausew begann das Gemüse in Kisten zu sortieren und dabei rief er laut nach seinem Gehilfen: „Hey du Faulpelz, komm her und hilf mir. Die ganze Überfahrt hast du dich ausgeruht, tu was für deinen Lohn!!!"
Brummig und zornig über seinen Gehilfen legte Lausew die langen Gurken in eine Kiste, als er etwas ungewöhnliches entdeckte. Unter dem Gemüse lag ein Schwert. Etwas dergleichen hatte er nie bestellt. Er fasste den Griff mit beiden Händen und hob es in die Höhe. Die Waffe war sehr lang und breit, zu unhandlich für einen Zwerg.

Dieses Schwert passte eher zu einem Menschen, doch was hatte so was in seinem Gemüse zu suchen? „Hey, was hat das Schwert unter dem Gemüse zu suchen? Wenn ich dahinter komme das ich es bezahlt habe ziehe ich dir das Doppelte von deinem Lohn ab!!!" rief er laut. Dann beugte er sich hinab in den Karren um zu schauen, ob da noch mehr war was dort nichts zu suchen hatte.
Fluchend schob er die Karotten zur Seite, als er Schritte vernahm. „Da bist du ja endlich, finde ich noch mehr Waffenkram setzt…."  Der Zwerg konnte seinen Satz nicht beenden. Sekunden später lag er auf der Ladefläche des Karrens mit einer Axt in seinem Kopf.

Mergrimia Isenfein, fand ihren Gatten erschlagen im Lagerraum, sofort holte sie die Wachen. Im nu hatte sich das Unglück herum gesprochen. Sogar der König, Hogusch Kristallherr, war erschienen. Mergrimia wurde von einer Freundin getröstet und unter Tränen erzählte sie was geschehen war: „Ich war auf dem Markt um Brot und Bier zu kaufen. Als ich zurückkam lag mein Gatte erschlagen zwischen dem Gemüse!"
Niemand konnte sich erklären wer einen Grund hatte den Händler zu ermorden, er war bei den Zwergen beliebt und aus der Kasse fehlte keine Münze. Als sie den Karren ausräumten, fand einer der Wachen einige Früchte die Einschnitte zeigten. Der König war ratlos, mit lauter Stimme sagte er: „Was auch immer der Grund war, der Mörder muss noch innerhalb der Festung sein. Kontrolliert jeden der ein und ausgeht!" Die Wachen salutierten und machten sich auf den Weg.

Mergrimia wischte sich die Tränen aus den Augen und wandte sich an den König: „Mein Mann hatte einen Gehilfen, Er kann vielleicht sagen wer meinen Gatten erschlagen hat. Sein Name ist: Ogmer Blaubart. Er hat auch die Waren aus dem Nördlichen Gebirge geholt."
Nach einer kurzen Beschreibung des Gehilfen schickte der König Wachen aus um ihn zu suchen. Hogusch war besorgt, Clankriege und Blutfehden hatte es in dem Südlichen Gebirge nie gegeben. Was hatte der Händler gehört oder gesehen das er dafür sterben musste?
Raziael/Überarbeitung:Rina smaragdauge

Sonntag, 10. Juni 2012

Aufgrund von Internet-Problemen erscheint das nächste Kapitel leider erst jetzt. Ich bitte diese Verspätung zu entschuldigen.

Gruss, Raziael

Kapitel 14: Urgandel im Hundertachtunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Neumond



Gleich einer geschlagenen Hündin, schlich Mürane in den Thronsaal, ihr Arm war geschient und lag in einer Schlinge um ihren Hals. Calister Pouè Pas stand am Fenster und schaute auf die Stadt. „Herr, wir hatten die Zwerge und das Kind gefunden, doch sie hatten Hilfe bekommen. Fortingas So’no hat ihnen beigestanden!“ beichtete sie kleinlaut. Der Oberste Alb fuhr herum. „Fortingas!! Der Sohn von Tenebris? Bist du sicher!?“ Die Albin nickte. „Ich habe sie bereits aufgesucht, doch sie hat die Stadt verlassen. Wohin weiß niemand, selbst ihre Diener konnten es nach langer Folter nicht sagen!“ Calister goss sich Wein in einen Kelch und trank einen Schluck. „Sende Boten aus, in alle drei Fürstentümer. Tenebris soll im Auge behalten werden!“ Mürane nickte und bestätigte den Befehl. Sie wollte den Thronsaal verlassen als Calister sie aufhielt. „Hast du etwas gehört über den Geheimbund?“  Die Nachtalbin blieb in der Tür stehen. „Wir haben zwei Kinder mit blauen Augen ausfindig machen können. Doch bevor wir etwas in Erfahrung bringen konnten, haben die Mütter den Kindern und sich selbst das Leben genommen.“ Calister machte ein nachdenkliches Gesicht. „Halte die Augen und Ohren offen. Jedes Kind, das nicht einem Nachtalben gleicht, ist auf der Stelle zu töten!“ Mürane verbeugte sich und ließ den Obersten Alb allein.

Eine junge Albin, die alles mit angehört hatte, drückte sich dicht an die Wand um nicht gesehen zu werden. Als Mürane außer Sichtweite war, schlich sie sich aus dem Palast und lief zu den Ställen. Als sie sich sicher war das keiner der Stallburschen mehr bei der Arbeit war, entzündete sie eine Laterne. Die Albin band sich mit einem Lederband die schwarze Haare zusammen und beugte sich über einen mit Wasser gefüllten Eimer. Sie drückte mit Daumen und Zeigefinger die Wimpern auseinander und drückte mit der anderen Hand die roten Glass- linsen heraus. Sie hasste diese Art der Verkleidung, denn die Linsen schmerzten auf den Augen, doch es ging nicht anders. Sie rieb sich die Tränen aus den Augen und betrachtete das tiefe Blau. Was sie mit angehört hatte erfüllte ihr Herz mit Trauer und mit Stolz zugleich. Sie war sich sicher, dass sie genauso handeln würde. Die Gemeinschaft der Schattenelben, so wie sie sich nannten, musste unentdeckt bleiben. Noch waren sie nicht genug um sich gegen die Nachtalben zu behaupten und nach Hilfe zu suchen war nicht möglich. Sie sattelte ein Pferd und verließ Pistrana. Sie würde nach Tenebris So’no suchen. Wenn ihr Sohn auch eine Mutation war, wäre sie eine wertvolle Verbündete. Sie schlug dem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte in die Nacht hinein.

Tenebris ritt langsam durch das Stadttor. Als sie sich als Nachtalb zu erkennen gab, ließen die Wachen sie anstandslos passieren. Das Fürstentum Urlandis war das ergiebigste und fruchtbarste Stück Land. Hier wurden auch regelmäßig Aushebungen unter der Bevölkerung  gemacht. Die Ruderer auf den Schiffen hielten nicht lange durch, doch es gab immer genug Nachwuchs unter den Menschen mit dem man sie ersetzen konnte. Die Albin ritt durch die Gassen, die Hufe ihres Pferdes erzeugten laute Geräusche, die von den Häusern widerhallten. Sie hielt vor einer Taverne und stieg vom Ross. Sie band das Tier an einen Pfosten und betrat die Schenke.

Im Schankraum roch es nach Bier und Tabak. Die wenigen Menschen die sich dort aufhielten waren Söldner, ansonsten sah man nur Nachtalben. Sie ging zum Tresen und bestellte einen Tee. Der Wirt, der ein Mensch war, verneigte sich tief und eilte davon. Während sie auf den Tee wartete schaute sie sich genauer um und entdeckte junge Frauen, doch es waren keine Nachtalben sondern Menschen. Einer der Alben, ein Soldat, ließ zwei Silbermünzen in den Ausschnitt eines der Mädchen fallen. Sie lachte, nahm ihn bei der Hand, ging mit ihm die Treppe hinauf und verschwand mit ihm in einem der Zimmer. Der Wirt stellte den Tee auf den Tresen. Als er wieder gehen wollte, hielt die Albin ihn fest. „Was tun die Mädchen hier?“ fragte sie mit strengem Blick. „Sie sind Waisen oder ohne Vater und verdienen sich Geld in dem sie ihren Körper verkaufen!“ antwortete er eingeschüchtert. „Ist eines der Mädchen schon mal schwanger geworden?“ Der Wirt zuckte nur mit den Schultern. Die Albin ließ seinen Arm los und er verschwand in der Küche.

Nachdenklich nahm sie einen Schluck und wärmte ihre Hände an der heißen Tasse. Was wenn eines der Frauen ein Kind geboren hat, ein Halbblut so wie Fortingas? Sie schaute zu den Söldnern: diese Sorte Mensch war nicht anders als die Nachtalben, brutal und mordlustig. Schon möglich das der eine oder andere durch die Vereinigung mit einem Alben entsprungen war. Sie Trank ihren Tee aus und wandte sich an einen der Soldaten. „Ich suche Eurealè Noc’tur. Kennst du sie und weißt wo ich sie finden kann?“ Der Alb drehte sich zu ihr um, sein Atem roch nach Met und schalem Bier. „Was bietest du mir für die Auskunft, Weib? Und komme mir nicht mit Silber, davon habe ich selbst genug!“ lallte er sie an und lachte. Tenebris lächelte und streichelte seine Wange, blitzschnell griff sie sein Ohr und zog den Kopf nach unten. Der Soldat schlug hart auf den Tresen. „Ich habe mehr Elben getötet als du jemals Menschen schlachten kannst und mehr Blut geleckt als du Met saufen kannst. Nun gib mir eine Antwort und spreche mich gefälligst mit Herrin an, du Sohn eines zahnlosen Mudrok!“ Einer der Soldaten wollte seinem Freund zu Hilfe eilen. Tenebris hob das Bein und trat ihm ins Gesicht. Der Alb wurde von der Wucht des Trittes zu Boden geschleudert. „In Richtung Norden liegt eine kleine Siedlung, dort findet ihr sie, Herrin!“ Sie ließ den Soldaten los und ging rückwärts zur Tür. Die Albin sprang auf ihr Pferd und ritt aus der Stadt.

Als der Tag anbrach erreichte Tenebris die Siedlung. Am Anfang schien alles normal, doch dann fiel ihr auf, dass es nur wenige Menschen in dem Dorf gab. Sie fragte eine Magd nach dem Haus von Eurealè und ihr wurde der Weg gewiesen. Das Haus war aus Holz und passte ganz und gar nicht zu einem Nachtalb. Tenebris sprang vom Pferd und wickelte die Schwerter aus. Sie legte die Waffen an und klopfte an die Tür. Ein kleines Fenster wurde geöffnet und das Gesicht eines Menschen schob sich durch den Spalt. Die Dienerin fragte was die Albin wolle und wer sie war. „Ich bin Tenebris So’no. Sage deiner Herrin das ich sie sehen will!“ Die Magd verschwand. Es verging eine kleine Ewigkeit, dann wurde ihr Einlass gewährt. Eine Nachtalbin mit blonden Haaren nahm sie in Empfang und umarmte sie. „Tenebris, Meisterin und gute Freundin. Sag, wie geht es dir und wie entwickelt sich Fortingas, dein Sohn?“

Tenebris erwiderte die Geste, dann wurde sie von Eurealè in einen Wohnraum geführt.  Sie wies der Albin einen Stuhl zu und setzte sich ihr gegenüber. Die Magd schob einen fahrbaren Tisch, auf dem Tee serviert war, zu den beiden Frauen. Tenebris erzählte was es Neues in der Hauptstadt gab und dass es ihr selbst gut ging, ihren Sohn Fortingas erwähnte sie nicht. „Du hattest doch eine Tochter, wenn ich mich recht erinnere war sie blind. Es ist nicht unsere Art solch ein schwaches Kind groß zu ziehen. Hast du es getötet? Deine Mutter hätte es ohne zu zögern in der Mitte geteilt!“ Eurealè wurde plötzlich ernst, Tenebris versuchte ihre Gedanken zu erahnen.

„Nun, ich habe sie am Leben gelassen. Auch wenn sie blind ist wird sie immer noch als Diener taugen!“ erwiderte Eurealè. Tenebris hatte die Albin mit erzogen, ihr das Kämpfen und Bogenschießen gelehrt und wusste, dass sie auf die eine oder andere Art log. Die Albin versuchte Eurealè etwas zu entlocken das ihren verdacht bestätigte. Plötzlich trat ein junges Mädchen von etwa dreizehn Sommern in den Raum. Sie trug einen Schleier auf dem Kopf und eine Augenbinde. „Ich habe Hunger und die Magd ist nicht zu finden!“ sagte das Kind und tastete sich voran.
Tenebris wurde misstrauisch. Das Kind lebte schon viele Monde in diesem Haus und müsste sich darin zu Recht finden. Eurealè wies das Mädchen an sich wieder zu entfernen. Doch Tenebris sprang auf und zog den Schleier vom Kopf des Kindes. Ein roter Haarschopf kam zum Vorschein. Das Mädchen schrie und schlug um sich, doch die Albin hielt sie fest und streifte die Augenbinde ab. Zwei dunkelblaue Augen schauten sie verängstigt an.

Das Geräusch von schleifendem Stahl erklang, Eurealè hatte ihr Schwert gezogen. „Lass mein Kind los!!“ sagte die Mutter mit drohender Stimme. Tenebris schob das Kind von sich, sie drehte sich zu der Albin und schaute ihr in die roten Augen. „Eurealè, lasse dein Schwert sinken. Du bist keine Herausforderung für mich!“ sagte Tenebris und wirkte keineswegs eingeschüchtert. „Vielleicht tötest du mich. Aber vielleicht auch nicht. Ich werde nicht zusehen wie du mein Kind Calister Pouè Pas übergibst!“ Kaum hatte Eurealè den Satz beendet, griff sie an. Die kampferprobte Albin wich den Hieben geschickt aus. Jeder Angriff ihrer ehemaligen Schülerin ging ins Leere. Als Eurealè wieder angriff, legte Tenebris die Hände über Kreuz, blockte den Schlag und lenkte die Schwerthand in eine andere Richtung.
Tenebris umfasste die Hand, drückte mit dem Daumen auf das Handgelenk und zwang Eurealè das Schwert los zu lassen. Mit einem Faustschlag auf  die Rippen nahm sie der Mutter die Kondition zum weiter kämpfen.

„Ich bin nicht gekommen um mit dir zu streiten und ich habe nicht vor dich zu töten!“ Tenebris spürte das jemand  ihr gegen die Beine trat, es war das Mädchen. Sie ließ die Frau los. „Ich bin hier um dich zu warnen. Calister glaubt, das unreine Nachtalben geboren werden und wie ich sehe hat er sich nicht geirrt!“
Eurealè rieb sich ihren schmerzenden Arm. „Und warum sollte ich dir glauben? Du warst ein Mitglied der Elite. Du hast mit ihm das Land erobert. Nenne mir einen Grund warum ich dir vertrauen sollte!“ Tenebris schwieg einen kurzen Moment, dann sagte sie: „Fortingas ist ein Halbblut. Er ist zur Hälfte ein Mensch!“ Eurealè schaute in die Augen ihrer Mentorin und konnte keine Lüge erkennen. „Erzähle mir alles!“
 Autor: Raziael, Überarbeitung: Rina Smaragdauge                                             

Sonntag, 3. Juni 2012

Die Prophezeiung Kapitel 13 ( Die Falle schnappt zu)

Urgandel: Fürstentum Burinda: Vollmond

Fortingas beobachtete die Zwerge mit wachem Auge. Auf eine bestimmte Art und Weise war er von ihnen beeindruckt. Er schaute zu wie Wallungur jagte, die Felle bearbeitete und das Fleisch haltbar machte. Es berührte ihn auch wie liebevoll Tyrella mit dem Menschenkind umging. Die Zwergin hatte dem Mädchen Kleidung aus Fellen gemacht, einige Worte gelehrt und allein zu Essen beigebracht. Ihm war auch bewusst, das: Tyrella die Nachtalben nicht mochte, wie alle Bewohner von Urgandel. Doch der Hass der Zwergin saß tief und wäre Wallungur nicht gewesen, hätte sie ihm den Schädel gespalten, ohne jedes Mitleid. Was hatten die Nachtalben ihr nur angetan, was bei der Zwergin eine so tiefe Abneigung verursachte. Jedoch was Fortingas nicht verstand, warum die beiden Zwerge zusammen reisten. Sie stritten bei jeder Gelegenheit, über die Zubereitung des Essens, die Auswahl des Nachtlagers und über die Menge Honig die das Kind naschen durfte. Wenn der Alb es nicht besser wusste, hätte er sie für ein Ehepaar gehalten.

Fortingas war mit Tyrella allein. Sie hatte Feuer gemacht indem sie mit einem Stock in einen Ast bohrte. Nie hätte der Alb geglaubt dass so was möglich sein konnte. Es war viel einfacher und schneller als das lange zusammen schlagen von Steinen. „Warum hast du die Ringe in den Haaren?" fragte er die Zwergin. Tyrella würdigte ihn keines Blickes. Erst als Wallungur mit Klondieke an der Hand zurück kehrte hob sie den Kopf. Der Zwerg hatte über den Schultern einige Hasen hängen und in der Hand trug er einen toten Fuchs. Das Mädchen saugte Honigwaben aus, stolz lief sie auf die Zwergin zu. „Ella, guck, Lecker!" sagte sie und wollte der Zwergin etwas abgeben. 

„Hey Wallungur, was gibt es zu essen?" rief der Alb und erntete zornige Blicke der Zwergin. „Nicht genug das sie das Land verwüsten, nun sollen wir die Bastarde auch noch durchfüttern!"  knurrte die Zwergin und streichelte den Griff ihres Beils. Fortingas wusste das es nun besser war den Mund zu halten. Er hätte sich jederzeit aus den Fesseln befreien können, aber auf den saftigen Braten wollte er nicht verzichten. Als sie fertig gegessen hatten, sang Tyrella mit dem Kind Lieder und Wallungur spannte die Felle in kleine Rahmen, die er aus biegsamen Ästen gemacht hatte. Auf diese Art konnten die Tierhäute trocknen. Der Zwerg würde sie dann auf dem Rücken mit sich tragen.

Die Nacht verlief ruhig. Die Zwerge wechselten sich mit der Wache ab. Als Tyrella an der Reihe war legte sich Kind zu Wallungur. Sie vergrub ihr Gesicht im Bart des Zwerges und schlief weiter. Mit den ersten Sonnenstrahlen zogen sie weiter. Das Nördliche Gebirge rückte immer näher und Fortingas wusste, dass es an der Zeit war sich aus dem Staub zu machen. Sobald sie in einem dichten Wald waren, würde er sich losmachen, seine Waffen schnappen die in Tyrellas Rucksack steckten und verschwinden. Auf die Bekanntschaft mit noch mehr Zwergen von Tyrellas Sorte konnte er verzichten.

Es war schon dunkel als sie durch den Forst marschierten hinter dem sich das Gebirge auftürmte. „Wollen wir keine Rast machen?" betonte Fortingas nervös. Tyrella verneinte, denn in dem Wald befand sich eine Herberge, dort wollten sie die Nacht verbringen. „Dann kannst du heute Nacht dem Schnarchen der Ziegen lauschen!" lachte Wallungur und zog an dem Strick mit dem er den Alb hinter sich her zog. Als zwischen den Bäumen die Raststätte sichtbar wurde stutzte Fortingas. Es waren Bäume gefällt worden und die Stümpfe sahen frisch aus. Der Wirt, der in der Tür stand, machte ihn unruhig. Seine Haltung war zu aufrecht. Da Stimmte etwas nicht. 

Fortingas bremste den Zwerg, der daraufhin zu Schimpfen begann. „Was soll das, Langohr!" Wallungur zog an dem Strick. „Komm schon!" Der Alb sträubte sich. „Wallungur, geht nicht dahin. Das stinkt nach einem Hinterhalt, lasst uns schnell von hier verschwinden!" Tyrella wurde es zu viel, sie war müde und wollte wieder in einem Bett schlafen. Sie ließ Klondieke los und wollte Fortingas einen Tritt gegen das Schienbein geben. Da zischte es und die Zwergin schrie auf. In ihrem Bein steckte ein Schwarzer Pfeil.

Lautes Schreien ertönte, aus der Herberge stürmten maskierte Söldner mit Schwertern. Fortingas löste seine Fesseln, griff nach seinem Langbogen und den Pfeilen. Er begann die Pfeile auf die Söldner zu schießen. Schneller als das Auge folgen konnte legte er einen Pfeil nach dem anderen auf die Bogensehne. Wallungur wollte zu Tyrella und Klondieke, doch plötzlich stand ein Nachtalb vor ihm. Der Zwerg zog seine Axt aus der Rückenhalterung und griff an.

Als die Söldner bemerkten dass sie einen Alben gegen sich hatten zogen sie sich zurück. Ein Schrei lenkte Fortingas von der Herberge ab. Ein anderer Alb hatte Klondieke und wollte sie mitnehmen. Der Halbalbe schwenkte den Bogen und jagte dem Entführer einen Pfeil durch den Schädel. Wallungur kämpfte verbissen, aber gegen die Wendigkeit des Nachtalben konnte er nur wenig ausrichten. Doch dann stoppte der Alb mit seinen Angriffen und fiel zu Boden. Fortingas hatte ihm seinen letzten Pfeil in den Rücken geschossen. 
Fortingas lief zu Tyrellas Tasche und holte seine Schwerter. Wallungur wollte zu Klondieke und sie zurückholen, als eine schlanke, hochgewachsene Nachtalbin vor ihm stand und ihm mit glühenden Augen anfunkelte. 

"Hier endet dein Weg, Zwerg!" Wallungur griff sie mit einer Reihe von Ausfällen an, doch sie war zu schnell. Genauso wenig konnte sie den Zwerg bedrängen, Wallungur wehrte ihre Schläge ab und zielte auf die ungeschützten Oberschenkel. Fortingas hörte wieder die Söldner ankommen. Er griff in den Kampf ein, packte das Handgelenk der Albin, streckte ihren Arm und schlug mit der Handkante unter den Ellenbogen, mit einem Knacken brach das Gelenk. Nun erkannte er die Frau, es war Mürane. „Fortingas, dreckiger Verräter!" schrie die Albin in ihrem Zorn. Er brachte sie mit einem Schulterwurf zu Fall und trat ihr unter das Kinn.

Fortingas nahm Klondieke auf den Arm und war mit zwei Schritten in einer Tanne verschwunden. „Nimm Tyrella und verschwinde ins Unterholz!" rief er dem Zwerg zu. Wallungur fluchte, er nahm die Taschen und die Zwergin, warf sich und ihr seinen Umhang über und tauchte ins Gebüsch ein. Die Söldner versuchten den Zwergen zu folgen, doch die Menschen waren zu groß um den Ästen und Zweigen ausweichen zu können.
Als die Nacht sich ihrem Ende nahte suchte Wallungur einen Platz um aus zu ruhen. Tyrella stöhnte vor Schmerzen, ihr Gesicht war bleich, die Anstrengung und der Blutverlust machten sich bemerkbar. Er gab Tyrella etwas Wasser und legte sie auf seinen Umhang. „Wo ist Klondieke?" fragte die Zwergin schwach. „Der Nachtalb hat sie entführt!" In der Stimme des Jägers klang Schuld. Er holte Luft und rief:  „Ich werde dir deine Schweineohren mit meinen Händen…!" Der Zwerg zuckte zusammen, jemand hatte ihm einen Tannenzapfen auf den Kopf geworfen. „Halts Maul, du Erdwühler. Es wimmelt hier von Nachtalben und Söldnern!" sagte jemand leise. Wallungur erblickte zwischen den Ästen das Gesicht von Fortingas, daneben erschien der Kopf von Klondieke.

Der Alb ließ sich lautlos den Stamm herab gleiten, er löste den Waffengurt mit dem er das Kind auf seinem Rücken festgebunden hatte und sie lief gleich zu Tyrella. „Mein Kind ist alles in Ordnung bei dir?" fragte die Zwergin mit schwacher Stimme. Wallungur schaute den Nachtalb zornig an. „Was ist hier los? Wie konntest du dich aus den Fesseln befreien und was hatten die Nachtalben dort zu suchen?" 

Fortingas kniete sich neben Tyrella und untersuchte den Pfeil. „Klondieke hätte die Knoten lösen können, aber ihr Zwerge kocht besser als ich!" Sein Gesicht wurde besorgt. „Tyrella, der Pfeil ist ein Jagdpfeil der Nachtalben. Wenn wir ihn heraus ziehen bleiben Reste des Schaftes in deinem Fleisch zurück und würde sich entzünden. Wir müssen ihn auf der anderen Seite herausdrücken!" Die Zwergin lachte zornig. „Das langsame Töten ist für euch Alben eine Freude. Gib mir meine Axt und ich trenne dir den Kopf von den Schultern!" Fortingas wies Wallungur an die Lederhose los zu schneiden, dann schnitt er mit seinem Kurzschwert den befiederten Teil des Pfeilschaftes ab. Er ließ sich ein Fell geben und wickelte es um das Schwert. „Hier, beiß darauf!" empfahl er der Zwergin. 

Wallungur wies er an die Zwergin fest zuhalten. Der Alb hielt Klondieke die Augen zu und schlug auf das Schaftende. Tyrella riss die Augen weit auf dann verlor sie das Bewusstsein. Fortingas umfasste die Spitze des Pfeiles und zog ihn heraus. Sie verbanden die Wunde mit Kräutern und Stofffetzen, die sie aus dem Rock der Zwergin schnitten.
„Die drei Nachtalben waren sicher auf der Suche nach mir. Sie müssen uns schon lange beobachtet haben und darum in der Herberge gewartet haben. Das ihr dabei wart war nur eine Beilage zum Hauptgericht!" erzählte Fortingas während er seinen Gürtel mit den Kurzschwertern wieder anlegte. „Und was werden sie tun, wenn sie dich haben?" fragte der Zwerg ungläubig. „Mich und meine Mutter auf dem Marktplatz Pfählen. Als Warnung für alle anderen Nachtalben. Ich hoffe nur das meine Mutter noch lebt!" nach diesen Worten schwang sich der Halbalbe in einen Baum. „ich werde versuchen etwas zu erfahren und Essen zu besorgen!" sprach er und war verschwunden.

Wallungur untersuchte die Reste des Pfeiles, der in Tyrellas Bein gesteckt hatte. Auf den ersten Blick schien er ein ganz gewöhnliches Geschoß zu sein. Doch strich man das Holz gegen die Flugrichtung, bäumte sich das Holz auf und bröckelte ab. „Verflucht sollen sie sein. Jared soll sie unter seinen Füssen zerquetschen!" flüsterte der Zwerg. Klondieke hatte sich zu Tyrella unter die Felle gelegt und hielt ihre Hand. Der Jäger träufelte immer wieder Wasser in den Mund der Zwergin, mit Sorge prüfte er den halbleeren Lederschlauch. „Da bin ich wieder!" Wallungur fuhr herum, die Axt im Anschlag. „Lass das Schleichen sein, Langohr!" schimpfte der Zwerg. Fortingas warf ihm einen Rucksack zu. „Hier, was zu Essen und Wasser!"
Der Nachtalb hatte zwei Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken, auf den Lederbehältern waren deutlich dunkelrote Blutspritzer zu sehen. „Alle bekannten Wege die zu den Gebirgen führen werden bewacht. Doch sie konzentrieren sich meist auf das Nördliche und das Östliche Zwergenreich. Karawanen aus dem Süden lassen sie passieren, doch warum konnte ich nicht hören!" berichtete der Halbalbe während er das Blut entfernte. Wallungur fluchte: „Das sind mehr als achthundert Meilen und Tyrella ist verletzt!" Die Zwergin richtete sich auf. „Es wird schon gehen, ich habe weitaus schlimmeres mitgemacht!" stöhnte sie und ließ sich von dem Jäger etwas zu Essen geben.

„Wir müssen ein Dorf oder ähnliches suchen, Tyrella braucht einen frischen Verband. Wallungur, du nimmst Klondieke mit dir, Ich trage Tyrella…!" „Niemals lasse ich mich freiwillig von einem Nachtalben anfassen. Lieber krieche ich durch den Wald!" fiel die Zwergin ihm ins Wort. Fortingas schaute schweigend in die dunklen Augen der Zwergin die ihn Zornig anfunkelten. „Dann ist es dir lieber, wenn Klondieke von einem Nachtalben getragen wird?!" „Na gut, dann krabbel ich auf deinen Rücken und reiße dir die Haare aus!" knurrte die Zwergin.

Sie machten sich bereit zur Weiterreise. Wallungur trug den Bogen und die Pfeile, Klondieke hielt sich an seinem Umhang fest. Als Fortingas die Zwergin auf den Rücken nahm, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Du kannst dich so freundlich geben wie du willst, ich weiß das du durch und durch böse bist!" Fortingas drehte den Kopf. „Was haben dir meine menschliche oder meine albische Seite getan, Zwergin, dass du mich so sehr hasst?"  „Ihr habt meinen Gemahl ermordet!" Fortingas wusste nicht was er sagen sollte, darum schwieg er. Als die Sonne am höchsten stand marschierten sie los.
Raziael/Überarbeitung:Rina Smaragdauge