Mittwoch, 31. Juli 2013

Kapitel 3: Rede und Antwort



Kapitel 3: Rede und Antwort

Der Zwerg der Garde begleitete die Schmiedin zu Torgast Hammerhand. Obwohl Camy ahnte, weshalb sie ihr Clanoberhaupt sprechen wollte, spürte sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Und obwohl der Zwerg einfach neben ihr her ging und es so aussah als würden sie sich auf einem kleinen Morgenspaziergang befinden, blieben die Zwerge stehen und fingen an zu tuscheln. „Was will die denn hier?“ „Was hat die hier zu suchen?“ „Geschieht ihr Recht, dieses ehrlose Luder.“ „Hoffentlich wird sie ausgestoßen.“ „Wurde auch langsam Zeit.“ Camy bemerkte, dass sie noch nicht einmal versuchten, leise zu reden und es ihnen egal war, dass sie jedes Wort hören konnte. Aber sie bemerkte auch, dass ein paar der Zwerginnen ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkten. Und darüber wunderte sie sich schon. Doch machte es sie auch zuversichtlich und ihr war nicht mehr so mulmig zumute. 

Nach einigen Minuten erreichten sie die Versammlungshalle. Der Zwerg der Garde klopfte wortlos an die eichene, schwere Tür. Den ganzen Weg hatten sie schweigend verbracht, doch ehe sie eintraten, flüsterte er: „Viel Glück.“ Camy meinte ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht gesehen zu haben, als er sich von ihr abwandte um die Tür zu öffnen, doch als er sie wieder ansah, war es genau so versteinert und verschlossen wie die ganze Zeit unterwegs zur Versammlungshalle. 

Die Schmiedin atmete tief durch und betrat mit blassem Gesicht den Raum. Ein langer Eichentisch stand mitten in der großen Versammlungshalle und zu beiden Seiten waren Stühle an den Wänden aufgestapelt. Nur der erhöhte Sitz des Clanoberhauptes stand an seinem ordnungsgemäßen Platz. Doch Torgast Hammerhand stand mit rotem Kopf neben seinem Stuhl, die Hand so fest in die Rückenlehne gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die Zwergin sah, dass er versuchte die Beherrschung nicht zu verlieren und die Lippen fest zu einer feinen Linie zusammen gepresst hatte. Der graue, lange Bart zitterte vor unterdrücktem Zorn. Neben ihm stand bewegungslos Mergol in seiner reparierten Rüstung. Wenn er gekonnt hätte, hätte er sich gewiss auf Camy gestürzt und sie heftig verprügelt. Doch stattdessen funkelte er sie nur mit seinen hasserfüllten Augen an. 

„Seid gegrüßt…“setzte sie zur üblichen Grußformel an, doch das Oberhaupt unterbrach sie mit einer rüden Geste. „Lassen wir das Getue. Ich habe nicht die Zeit und schon gar keine Lust, um mich lange mit dieser….dieser…“ er suchte nach den richtigen Worten, besann sich dann darauf, dass er als Würdenträger auf seine Wortwahl achten musste und fuhr dann fort:“…dieser Angelegenheit aufzuhalten. Also fangen wir gleich an und kommen ohne Umschweife zur Sache. Ich stelle dir nun einige Fragen und ich verlange ehrliche Antworten! Hast du verstanden?“ Camy nickte und warf einen Blick zu Mergol hinüber. Schadenfroh bemerkte sie, wie steif der Zwerg zwischen seinen Begleitern stand. 

„Kennst du diesen Zwerg hier zu meiner linken?“ „Ja.“ „Hast du ihm seine Rüstung ausgebessert?“ Camy wollte eben antworten, da fiel ihr Mergol ins Wort. „Ausgebessert?! Diese Miststück hat sie ausgebessert. Natürlich! Und wie sie meine Rüstung ausgebessert hat. Das sieht ja ein Blinder, was diese dumme…“ „Genug jetzt! Ich stelle hier die Fragen. Wenn einmal, und ich hoffe dieser Tag wird nie kommen, Mergol Clanoberhaupt der Stahlfäuste ist, dann hat er das Privileg Fragen zu stellen!“ Mergol schnaubte verächtlich, aber hielt dennoch den Mund. 

„Also, hast du?“ Camy nickte. „Und hast du die Nieten an den Gelenken ausgebessert?“ Camy nickte abermals und konnte sich ein unmerkliches, hämisches Lächeln trotz ihrer angespannten Gemütslage nicht verkneifen. „Warum hast du das getan?“ Die Zwergin blickte Torgast direkt in die Augen und erzählte im von den Beleidigungen und den Schimpfwörtern, mit denen der Zwerg sie betitelt hatte. Mergol hob den Kopf und protestierte: „Das ist gelogen! Ich habe sie ganz höflich gebeten und mich anständig bei ihr bedankt. Sie lügt! Sie hat das getan, weil ich nicht mit ihr ausgehen wollte und nicht um sie geworben…“ „Schweig, Mergol! Ich glaube dieser Schmiedin. Nur zu oft habe ich dich in der Taverne erlebt. Ich weiß, wie du dich Zwerginnen gegenüber benimmst und welche Ausdrucksweise du an den Tag legst!“ fuhr ihm Torgast über den Mund.

Camy atmete erleichtert auf. Sie hatte befürchtet, dass der Zwerg die Wahrheit zu seinen Gunsten ändern würde. Doch nun war sie froh, dass Torgast ihr Glauben schenkte. „Gut, ich habe nun beide Seiten gehört. Ich werde ein wenig über deine Strafe nachdenken. Camy Silberblick, bis ich entschieden habe, welche Strafe dich erwartet stehst du unter Hausarrest. Wir sehen uns morgen früh. Gibst du mir dein Wort, dass du pünktlich erscheinen wirst?“ Camy gab Torgast ihr Wort und machte sich mit einem letzten schadenfrohen Blick auf Mergol auf den Weg nach Hause, um auf die Verkündung ihrer Strafe zu warten.
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Viel Spass beim Lesen, Eure Rina Smaragdauge. Vielen Dank an Raziel, der mich mit seiner Kreativität immer unterstützt 

Mittwoch, 24. Juli 2013

Kapitel 2: Ein unerwarteter Besuch



Kapitel 2: Ein unerwarteter Besuch

Der Morgen brach nach Camys Geschmack viel zu früh herein. Wie gern hätte sie sich noch einmal umgedreht und 1 Stunde länger geschlafen, aber sie hatte ja noch die anderen Aufträge zu erledigen, die sie wegen der Rüstung hinten an gestellt hatte. 'Komm schon, Camy. Beweg deinen Hintern in die Schmiede und zeig ihnen was du kannst' spornte sie sich in Gedanken selber an. Sie schwang die Beine aus ihrem Bett und machte sich fertig für einen neuen Tag. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Wohnzimmertür und schloß sie leise, damit ihr alter Herr nicht wach wurde.
Dann ging sie weiter in die Küche um Wasser für den einzigen Luxus, den sie sich in ihrem Leben gönnte, aufzusetzen. Sie nahm eine Kanne aus billigem Blech aus dem wackligen Regal und füllte 3 Eßlöffel schwarzen Pulvers hinein. Dann goss sie das kochende Wasser hinzu und ließ das schwarze Gebräu 10 Minuten lang ziehen. Die Menschen hatten es zu den Zwergen gebracht und nannten es Kaffa. Und da der Handel zwischen den beiden Völkern nicht mehr so rege war, wurde das starke und belebende Getränk immer teurer. Vor sich hinstarrend wartete Camy auf ihren Kaffa und sog den aromatischen Duft ein. 

„Man gönnt sich ja sonst nichts, oder?“ holte sie die Stimme ihres Bruders in die Realität zurück. „Kannst du dir dieses Menschengesöff überhaupt leisten, Schwester?“ „Hm, grade so.“ gab sie zu. „Guten Morgen, Bruder. Was treibt dich so früh in unser Elternhaus?“ „Ich komme um die Rüstung zu holen. Mergol der Idiot hat verschlafen und schickt mich nun.“ „Du meinst wohl, er liegt noch bei einer Zwergin.“ „Nicht doch. So einer ist er nicht.“ empörte sich Dragbor. „Er hat einen über den Durst getrunken.“ „Ach so, dass ist natürlich viel besser.“ brummte Camy sarkastisch. „Sie liegt gut verpackt neben der Eingangstür. Hast du das Geld dabei, um meine Arbeit zu bezahlen?“ „Natürlich. 5 Silberstücke, richtig?“ „Ich bekomme 2 Silberstücke extra.“ forderte die Zwergin. „Schließlich habe ich die Reparatur meinen anderen Aufträgen vorgezogen und bis um 3 Uhr in der früh daran gearbeitet.“ 

Ihr Bruder zögerte kurz und dachte nach. „Na gut, dann also 7 Silberstücke. Das geht schon in Ordnung so, immerhin kostet ihn das immer noch viel weniger als bei einem richtigen Schmied.“ „Hey und was bin ich?!“ „Du? Bestenfalls eine mittelmäßige Kesselflickerin.“ „Vielen Dank, dass du so eine hohe Meinung von mir hast.“ „Warum regst du dich nur immer so auf, Schwester? Denkst du wirklich nur weil du manchmal ein bisschen was zum Ausbessern gebracht bekommst, halten dich die Leute für eine echte, vielleicht sogar gute Schmiedin? Weit gefehlt, Kleine. Sie kommen nur aus 3 Gründen: aus Mitleid mit dir, weil sie sich keinen besseren Schmied leisten können oder weil ich sie zu dir schicke. Bilde dir also nicht zu viel darauf ein. Genieße deinen Kaffa, den du dir nicht leisten kannst und überlasse die wirklich wichtigen Sachen besser klügeren und geschickteren Zwergen.“ schleuderte er ihr entgegen.

Camy wusste darauf eine passende Antwort, behielt sie aber für sich. Denn immer wenn sie ihrem Bruder sagte, was sie von ihm hielt, bekam sie seine Wut zu spüren. Wenn ihm seine Argumente ausgingen, schlug er zu und die schmächtige Zwergin konnte sich gegen seine Kraft und Brutalität nicht zur Wehr setzen. Außerdem schickte er ihr dann niemanden mehr, der ihr Arbeit brachte. Und ob sie wollte oder nicht: sie war nun mal auf das Geld angewiesen. Schließlich sorgte sie nicht nur für ihren Lebensunterhalt, sondern auch für den ihres Vaters. „Begrüßt du noch Vater, ehe du gehst?“ wechselte sie rasch das Thema und forderte ihren Bruder so unausgesprochen auf, das Haus zu verlassen. „Nein. Ich bin spät dran. Die Zwergenwacht bricht bald auf und ich muss die Rüstung zu Mergol bringen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er sie in der Küche zurück, nahm die Rüstung und verschwand. 

Mit zitternden Händen goss sich Camy einen Becher Kaffa ein. „Tja, warum sollten fremde Zwerge eine bessere Meinung haben…wenn selbst die eigene Sippschaft mich nur für einen mittelmäßigen Kesselflicker hält?“ murmelte sie traurig, bereite ihr Frühstück zu und verspeiste es, froh dass ihr Bruder gegangen war ohne sie grün und blau geschlagen zu haben. Zwei Stunden später, Camy hatte gefrühstückt und stand in ihrer Lederschürze an der kleinen Esse und schmiedete, klopfte es laut an der Haustür.

„Camy Silberblick? Öffne die Tür, sofort!“ rief jemand und schlug erneut an die Tür. Ein Poltern dröhnte aus dem Wohnzimmer und laut fluchend riss Camys Vater die Stubentür auf. „Wirst du wohl die Tür öffnen, ehe der Kerl sie uns noch einschlägt!“ brüllte er. „Und sag deinem nichtsnutzigen Liebhaber, er soll das nächste Mal etwas später hier auftauchen. Wie soll man bei diesem Lärm schlafen können?!“ Gerade wollte er sich abwenden und sich wieder schlafen legen, als der Mann an der Haustür erneut klopfte und rief:“ Camy Silberblick, ich komme im Namen Torgast Hammerhands. Unser Oberhaupt will mit dir reden. Also öffne sofort diese beschissene Tür oder ich trete sie ein!“ Pergobur, Camys Vater, hielt in der Bewegung inne. „Was hast du jetzt schon wieder angestellt?!“ fragte er vorwurfsvoll. Doch als Camy zu einer Antwort ansetzte, unterbrach er sie. „Ach, ist mir gleich. Ich will‘ s gar nicht wissen. Ist ohnehin dein Problem. Was schert es mich, in welchen Schwierigkeiten du dich mal wieder gebracht hast. Und jetzt öffne die Tür, damit ich endlich wieder in Ruhe schlafen kann!“

Rasch öffnete die Zwergin die Tür. Sie ahnte schon, warum sie der Oberste ihres Clans sie sprechen wollte. „Ich komm ja schon. Nur nicht so stürmisch, Herr Zwerg.“ begrüßte sie den Mann vor ihrer Haustür. „Und guten Morgen, liebe Nachbarn. So früh schon auf den Beinen?“ Sie winkte ihren Nachbarn aufgesetzt fröhlich zu. Diese waren neugierig zusammengelaufen und hatten sich vor dem Haus versammelt. Sie wollten unbedingt erfahren, was geschehen war. „Geht heim, hier gibt es nichts zu gaffen.“ rief der Zwerg der Garde ihnen zu. „Ihr erfahrt schon früh genug was passiert ist.“ „Was wird denn passieren?“ hakte Camy nach. „Torgast will mit dir sprechen und hat mir aufgetragen dich hier abzuholen. Mehr weiß ich nicht und mehr muss ich auch nicht wissen, um seine Befehle auszuführen.“ Camy nickte. „Darf ich mich noch schnell ein Wenig frisch machen?“ Der Mann der Garde schüttelte den Kopf. „Nein, mein Befehl lautet: sofort.“ „Stehe ich unter Arrest?“ „Nicht, wenn du mir keinen Ärger machst und freiwillig mit mir kommst.“ „In Ordnung, ich komme freiwillig mit.“

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Verfasst von Rina Smaragdauge, mit freundlicher Unterstützung von Raziael

Mittwoch, 17. Juli 2013

Über Eine die auszog, das Schmieden zu lernen oder Die Ehre der Camy Silberblick



Über Eine die auszog, das Schmieden zu lernen
oder
Die Ehre der Camy Silberblick
von Rina Smaragdauge
 
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Kapitel 1: Der Auftrag

Hey, kannst du mir die Rüstung reparieren?“ dröhnte die tiefe Stimme durch ihre Behausung. Sie hob den Blick nicht von ihrer Arbeit. „Warum sollte ich das tun? Etwa, weil du mich so freundlich darum bittest?“„Nein, weil mich Dragbor zu dir geschickt hat. Er meinte, du würdest kleine Ausbesserungen hinkriegen und wenig dafür verlangen.“ Nun nahm Camy doch den Blick von ihrer Arbeit und sah dem Zwerg, der mit seiner massigen Figur beinahe die ganze Breite des Türrahmens ausfüllte, direkt ins Gesicht. Misstrauisch fragte sie:“ Warum dich mein Bruder zu mir schickt, weiß ich. Aber was hast du mit ihm zu schaffen?“ „War ein Gespräch unter Männern. Mehr hat dich nicht zu interessieren.“ „Ah, ich verstehe. Aber verzeih mir, wenn ich sage, dass es sich bestimmt nicht um ein Gespräch unter Männern gehandelt hat, sondern vielmehr um ein Gespräch zwischen kleinen Gaunern und Taugenichtse.“ 

Sie kannte ihren Bruder und ahnte, dass er alles andere als ein ehrenhafter Zwerg war. Er hatte unter denselben Umständen zu leiden wie sie, aber er war dadurch auf die schiefe Bahn geraten. „Gauner und Taugenichts? So redest du mit deiner Kundschaft?!“ Verächtlich blickte er sich in der improvisierten Schmiede um, die sich Camy in der Küche ihrer schäbigen Behausung eingerichtet hatte.  „Du hast noch nicht mal einen Meister gefunden, der dich unter seine Fittiche nehmen wollte, hast also dein Handwerk nicht gelernt, besitzt kein anständiges Werkzeug und lebst in einem Rattenloch. Und, und bitte verzeih mir wenn ich das so sage…“ betonte er in einem ironischen Ton…“die einzigen Männer, die sich mit dir abgeben würden sind die besoffenen und ganz und gar unehrenhaften Saufkumpanen deines absolut unehrenhaften alten Herrn. Also, kleines ach so ehrenhaftes Zwergengör, mit dem sich noch nicht mal so unehrenhafte Gauner und Taugenichtse abgeben würden wie scheinbar ich einer bin, tust du jetzt was dein Bruder dir befiehlt und reparierst ganz brav meine Rüstung, oder nicht?“ 

Camy senkte den Blick:“Na gut, du hast mich überzeugt. Gib mir die Rüstung und komme übermorgen wieder. Dann sollte ich damit fertig sein.“ „Übermorgen?! Nein, ich brauche sie spätestens morgen früh!“ „Ich habe noch andere Aufträge, die vor deinem zu erledigen sind.“ „Dann müssen die anderen halt warten!“ brauste der Zwerg auf. „Ich werde morgen zur Mittagszeit mit unseren Kriegern aufbrechen und die Orkrotte verfolgen, die immer wieder unsere Außenposten angreifen.“ „Du bist ein Zwerg der Zwergenwacht?“ fragte Camy überrascht. „In der Tat.“ bestätigte der Zwerg ihre Vermutung mit breiter, stolzer Brust. „Also, kriegst du sie bis morgen früh wieder hin?“ „Ja, ich werde sehen, was ich tun kann.“ „Na also, geht doch. Bis Morgen dann.“ knurrte er in einem leise drohenden Unterton. Ohne einen Abschiedsgruß oder ein Wort des Dankes drehte er sich um und verlies das heruntergekommene Haus von Camys Vater. „Das kleine Miststück hat gesagt, sie repariert sie. Mal sehen, ob die Schlampe so gut ist wie du gesagt hast, Dragbor.“ hörte sie ihn draußen laut rufen.
„Die Zwergenwacht nimmt nun schon solche Kerle auf?“ murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Wie tief ist unser Volk nur gesunken? Aber dem Kerl werd ich‘ s zeigen. Mich nennt man nicht ungestraft eine Schlampe! Und Miststück schon mal gar nicht!“ 

Ihre grünen Augen funkelten als sie energisch den geflochtenen Zopf mit einer Spange aus Eisen hochsteckte, damit ihr schwarzes Haar beim Schmieden nicht im Weg war. Sie besah sich die Rüstung und schüttelte abermals den Kopf. Dieses Mal aus Empörung. „Wie kann man nur dermaßen unachtsam mit einer so guten Rüstung umgehen?“ brummte sie und machte sich an die Arbeit. Während sie den Zwergenstahl ausbeulte, schadhafte und mehrfach ziemlich schlampig reparierte Stellen ordentlich ausbesserte, kam ihr eine Idee wie sie sich an dem Zwerg ein wenig rächen konnte. Sie arbeitete verbissen die halbe Nacht und hörte nicht einmal ihren Vater nach Hause kommen, der volltrunken von zwei seiner Saufkumpanen auf die harte Bank im Wohnzimmer gehievt und liegen gelassen wurde. 

Als sie ihre Arbeit erledigt hatte, betrachtete sie sie zufrieden, streckte ihre müden Muskeln und gähnte herzhaft. Die junge Zwergin war schmächtig für eine Schmiedin und wenn jemand sie ansah, dann vermutete derjenige kaum, daß sie harte Schmiedearbeit verrichtete. Und außer einem seltsam traurig-wütenden Ausdruck, der manchmal in ihren Augen aufblitzte, ließ sie sich auch nie anmerken, wie hart und ungerecht sie ihr Leben fand. Sie wollte niemandem zeigen, wie sehr sie unter ihren Lebensumständen litt, wie sehr sie sich ein anderes, zufriedeneres Leben herbei wünschte. 

Bis zum Sonnenaufgang blieben ihr noch 3 Stunden und so löste sie die Spange aus ihren Haaren, legte die schäbige, abgetragene Lederschürze ab und trat an die Bank, auf der ihr Vater laut schnarchend schlief. Sie nahm ein Kissen und eine Decke aus der Truhe neben dem Kamin, schob das Kissen unter seinen Kopf und deckte ihn zu. „Was soll ich nur mit dir machen, Vater?“ fragte sie ihn leise und sah ihm besorgt ein Weilchen beim Schlafen zu. „Ich wünschte, du wärst nicht solch ein Feigling. Aber irgendwie hab‘ ich dich dennoch lieb.“ Sie strich ihm zärtlich die verschwitzte Strähne seines grauen Haares aus der Stirn und bemerkte verwundert, wie alt er aussah. „Du richtest dich zu Grunde und mich reißt du einfach mit in den Abgrund. Sieh nur, was aus dir geworden ist.“

„Am Ende bekommt jeder das, was er verdient, Tochter. So ist das Leben nun mal. Gewöhn dich besser dran.“ grummelte ihr Vater im Halbschlaf und drehte sich mit dem Rücken zu Camy. „Wenn du kein besseres Leben führen kannst, hast du wohl auch kein besseres verdient.“ fuhr er fort und noch ehe die Zwergin etwas darauf erwidern konnte, hörte sie ihn auch schon wieder laut schnarchen. Du machst es Dir verdammt leicht. , dachte sie und ging zu Bett, um noch ein wenig Schlaf zu finden ehe der unmögliche Zwerg seine Rüstung holen würde. Bei dem Gedanken an ihre Rache mußte sie kichern und mit einem schadenfrohen Grinsen um ihren Mund schlief sie ein.

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Vielen Dank an Raziael, dass er mir eine kleine Ecke in seinem Blogg zur Verfügung gestellt hat. Und auch ein herzliches Dankeschön, dass er mich beim Schreiben unterstützt. Ich hoffe, dass die Geschichte Euch gefällt