Freitag, 30. November 2012

Das Söldnerimperium Kapitel 4


                                                                  Kapitel 4

Hades begleitete Shir bis nach Selbina. „Verhaltet euch ruhig und fallt nicht unnötig auf." hatte er dem Dunkelritter geraten. Sicher würde Shir früher oder später in eine Schlägerei geraten, doch hoffte Hades dass der Dunkelritter sich nicht mit Palastwachen anlegte. 

Der Paladin schaute dem Schiff nach wie es in Richtung Mhaura davon fuhr. Er gab einem Knappen den Auftrag in der Schenke den Reiseproviant auf zu stocken, dann ging er zu den Ställen um einem der Kuriere einen Brief für seine Schwester Cissie mit zu geben. Als er die Ställe wieder verließ, war der Himmel mit dunklen Wolken bedeckt. Er beschloss die Nacht in Selbina zu bleiben, zu dem hatten sich die Knappen und Ritter eine Nacht in einem weichen Bett verdient.

Die ganze Nacht tobte ein Sturm, begleitet von schweren Regenschauern. Hades sandte ein Gebet zu Altana, damit die Schiffe ihr Ziel sicher erreichten. Am frühen Morgen setzte Hades mit seiner Gefolgschaft die Reise fort. Ihr Weg führte sie durch die Hügel des Konschat-Hochlandes, bis in die Merepotaud- Berge. Als der Abend näher kam ließ Hades einen Lagerplatz suchen. In den Bergen gab es genug überstehende Felsen und Höhlen um die Nacht sicher zu verbringen. Der junge Graf ließ sich einen Bogen und einen vollen Pfeilköcher geben, suchte drei Knappen aus und ging auf die Jagt.

Hades war nicht immer der raubeinige Recke gewesen. Als Kind hatte er die elterliche Burg nie verlassen und als einziger Sohn und Erbe des Titels, wurde er bevorzugt behandelt und verwöhnt. Schnell hatte er gelernt dass er als zukünftiger Graf von Rosemundt keine Regeln einhalten musste und wenn er doch eine brach, wurde eines der Kinder vom Dienstpersonal dafür gezüchtigt.

Erst im Alter von 15 Sonnenzyklen lernte er das es auch ein Leben außerhalb der Mauern gab. Sein Vater hatte ihn mitgenommen zu einer Audienz bei den Stadtherren von Bastok. Als die Leibwächter unachtsam waren schlich Hades sich davon und trieb sich auf dem Markt herum. Dort traf er einen Jungen der sich nicht von seinem Titel beeindrucken ließ und nicht bereit war sich herum schubsen zu lassen, Kafahlors filius Shadowgen. Nach einer heftigen Prügelei wurden sie Freunde und blieben in stetigen Kontakt, was die Eltern von Hades nicht gut hießen. Durch Kafahlors lernte Hades das es nicht nur Adlige und Diener gab, sondern das dazwischen das hungrige Volk lebte. 

Von diesem Tage an schmuggelte Hades wann immer er konnte Essen und Kleidung aus der Burg und verteilte es an die armen Kinder. Auch bestach er seinen Hauslehrer mit Münzen damit er keinen anderen für seine Missetaten schlug. Als Hades nach dem Tod seines Vaters zum Grafen von Rosemundt ernannt wurde ließ er die Steuern senken, baute Häuser für seine Leibeignen und ermöglichte seinem Freund Kafahlors die Ausbildung zum Dragoon.

Die Nacht hatte bereits ihren dunklen Mantel ausgebreitet als Hades mit seinen Knappen zum Lager zurück kehrte. An einem Stab baumelten ein dutzend Hasen und ein Knappe trug zwei prall gefüllte Lederbeutel mit wilden Erdbeeren. Bald garten die Hasen über dem Feuer und Hades zerstampfte die Waldfrüchte in einem Mörser für den Nachtisch, trotz der Ermahnung eines Ritters dass dies keine Arbeit für einen Grafen sei. Nachdem der letzte Hasenknochen verbrannte, wurden Wachen aufgestellt und die Schlaflager ausgerollt. Hades hatte sich vorgenommen seine Ländereien zu inspizieren bevor er Kafahlors aufsuchen würde. Er hatte ein Stück Land erworben, auf dem Erde und Feuerkristalle abgebaut wurden. Er schaute zu den Sternen und dachte an seine Freunde die nun auf dem Weg nach Aht-Urgan waren. *Altana beschütze sie.* dachte er leise, dann wurde er von Schlaf übermannt. 

Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle. Zum Frühstück gab es starken Tee aus Windurst und Brot mit gestampften Erdbeeren. Das Lager wurde abgebrochen und alles wieder auf den Rücken der Reitvögel, den Chokobos, verstaut. In strenger Formation zogen sie weiter. Die Merepotaud-Berge waren immer noch von Yagudo, Vogel ähnliche Beastman, bewohnt und zuweilen kam es zu Überfällen.

Am frühen Nachmittag hatte Hades die Grenzen seines Landes überschritten und war auf dem Weg zu den Mienen als einer seiner Knappen ihn auf etwas hinwies. Der junge Graf hob die Hand über die Augen um besser sehen zu können. Er sah zwei schwarze Jagdhunde die etwas nachstellten, gefolgt von sechs Reitern auf Chokobos. Beim zweiten hinschauen erkannte er das der gejagte kein Tier war, sondern eine kleine Person, ein  Tarutaru. Hades faste die Zügel mit beiden Händen. „Los da mischen wir mit!" Mit diesen Worten schlug er die Fersen in die flanken seines Reitvogels und trabte los, seine Mannen folgten ihm.

Das Mädchen rannte was ihre kurzen Beine hergaben .Ihre Lungen brannten und die Erschöpfung machte sich bemerkbar. Sie hörte hinter sich das Kläffen der Hunde und das Johlen ihrer Verfolger. Sie wusste dass eine Flucht sinnlos war, doch zwang ihr Körper sie zum Weiterlaufen. Keuchend hielt auf eine Gruppe verdorrter Bäume zu. Vielleicht konnte sie einen davon erklimmen, doch würde das ihren Tot nur heraus zögern. Immer wieder wischte sie sich den Schweiß, der sich mit ihren Tränen vermischte, aus den Augen. Die Hunde holten auf und sie war sich sicher dass sie die Bäume nicht lebend erreichen würde. Plötzlich vernahm sie ein zischen, etwas war an ihrem Kopf vorbei geflogen, dann hörte sie das gequälte Aufheulen eines der Jagdhunde. Dann wieder ein zischen und das gepeinigte Jaulen des anderen Hundes war zu hören. Einer ihrer Verfolger fluchte laut, doch sie schaute sich nicht um, das Tarutaru Mädchen wollte nur eines: Leben. 

Die Bäume kamen näher, unter einem konnte sie einen großen Stein erkennen. Sie kletterte auf den Felsbrocken, dann ein Sprung und sie hing an einem der unteren Äste. Mit letzter Kraft zog sie sich daran hoch und flüchtete sich in die Baumkrone. Ihre Häscher hatten nun auch die Bäume erreicht und umkreisten sie. Ein Mensch, gekleidet in einem schäbigen Brustpanzer und Lederhosen schaute zornig zu ihr hinauf. „Was glaubst du was du da tust, dreckige Missgeburt? Erst bestiehlst du mich und nun sind meine besten Jagdhunde tot!!" schrie er und winkte seine Untergebenen, zwei Galkas und drei Menschen zu sich. „Wenn du nicht runter kommst, dann holen wir dich eben!" sagte er und gab einem der Galkas ein Zeichen. „Los fälle den Baum!" Der Galka zog eine kurzstielige Streitaxt und holte zum Schlag aus. 

„Halt!!" befahl eine Stimme und alle schauten sich um. Das Mädchen, das sich krampfhaft an einen Ast klammerte, sah eine Gruppe Reiter sich nähern, angeführt von einem Ritter in einer strahlend weißen Rüstung. Der Galka ließ die Axt sinken und schaute unschlüssig zu seinem Herrn. Der wiederum richtete sich in seinem Sattel auf. „Haltet euch da heraus und zieht eurer Wege, es geht euch nichts an!" Hades musterte den Mann, der anscheinend glaubte jeder sei ihm Untertan und glaubte ihn schon einmal gesehen zu haben. „Falsch!!" sagte Hades unbeeindruckt. „Das ist mein Land und nur Ich bestimme wer gerichtet wird." Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Mannes. „Dann seid ihr dieser Rosemundt? Der Graf der mich bei dem Kauf der Mienen überboten hat?" fragte er und spuckte vor Hades aus.

„So ist es und für euch bin ich Graf von Rosemundt oder wird dem Mitteladel keine Manieren mehr gelehrt?" sagte der Elvaan mit einem spöttischen Unterton und schaute zu dem Mädchen. „Was hat die junge Frau verbrochen das es einen Mord rechtfertigt?" fragte Hades und erkannte nun den Mann. Es war Fabilinus von Bastok, der Recke der von Shir besiegt wurde. Der Graf von Bastok wurde wütend. „Sie hat mich bestohlen!!" brüllte er. Hades fragte das Mädchen ob das wahr sei. „Ich habe ein Stück Kuchen genommen weil ich hungrig war." gestand sie. Hades und seine Leute brachen in lautes Gelächter aus. „Ihr wollt sie Hängen wegen einem Brocken Gebäck?" kicherte Hades. „Das geht euch nichts an. Das Balg ist mein Eigentum und damit mache ich was ich will!!" schrie Fabilinus und bebte vor Zorn. 

„Wieder Falsch!" sagte Hades, nun sehr viel ernster. „Das ist mein Land und mein Baum, und was sich darauf befindet gehört ebenfalls mir. Was euch angeht, verlasst meinen Grund und Boden!" Der Geruch von Gewalt lag in der Luft, Hades schnallte seinen Schild vom Sattel ab und schob seinen Arm in die Lederschlaufen. Fabilinus gab vor sein Chokobo zu wenden um näher an den Paladin heran zu kommen. Er zog sein Schwert und griff an. Hades wehrte den Schlag mit seinem Schild ab, stieß sich von seinem Sattel ab und zog Fabilinus mit sich zu Boden. Was dann geschah verlief blitzschnell. Das Schaben von Schwertern die aus ihren Scheiden gezogen wurden, vermischte sich mit lauten Flüchen. Stahl traf auf Stahl und Blut floss.

Hades hatte ebenfalls sein Schwert gezogen und kämpfte mit Fabilinus, der wild auf den Paladin eindrosch. Hades fing einen Schlag mit dem Schwert ab und gab nach. Fabilinus der sein ganzes Gewicht in den Hieb gelegt hatte, verlor das Gleichgewicht und bekam den Schwertknauf des Paladin zu spüren. Hades zauderte nicht und setzte nach, er rammte Fabilinus den Schild gegen den Kopf und verpasste ihm einen Knie stoß in die Weichteile. Fabilinus ließ sein Schwert fallen und fasste sich in die Leisten. Hades hielt ihm sein Schwert an die Kehle. „Ergibst du dich? Oder muss ich beenden was der Dunkelritter begonnen hat?" 

Fabilinus schaute sich um. Zwei seiner Leute, ein Galka und ein Mensch, lagen tot auf dem Boden. Die anderen drei waren von den Rittern des Paladins überwältigt worden. Fabilinus wusste das er besiegt war. „Ich gebe auf!" keuchte er. „Ich nehme meine Leute und meine Leibeigene, dann verlasse ich euer Land." Hades, dessen zorniger Blick auf Fabilinus haftete, schüttelte langsam den Kopf. „Wie ich schon sagte: Mein Land, mein Baum und alles was sich darauf befindet gehört ebenfalls mir!" Nach diesen Worten nahm Hades sein Schwert von der Kehle des Besiegten. „Geht und solltet ihr wieder mein Land betreten, werde ich aus diesen Stämmen euren Richtblock schnitzen lassen."

Fabilinus und seine Leute zogen von dannen, doch nicht ohne wilde Flüche und Verwünschungen über Hades aus zu sprechen. Der Paladin achtete nicht darauf, er schaute in den Baum auf dessen Ast immer noch das Tarutaru Mädchen hockte. „Wenn du schon in meinem Baum sitzt möchte ich gern wissen wer du bist, oder hast du keinen Namen?" Bevor sie antwortete ließ sie ihren Blick über die Fremden wandern. Der Paladin wirkte sehr freundlich, doch seine Ritter und Knappen hätte man leicht mit Räubern verwechseln können mit ihren Narben und Augenklappen. „Clova-Panpa!!" sagte sie mit zitternder Stimme. „Clova?" wiederholte Hades und schaute zu seinen Leuten. „Das ist eine Art Klee." sagte eine Mithra, die den Harnisch eines Knappen trug. 

 Hades zog die Brauen hoch, fragte aber nicht weiter nach. „Komm runter Mädchen. Es wird dir niemand etwas tun." Das Mädchen sprang vom Baum und schaute den Paladin mit großen Augen an. Hades hob sie auf sein Chokobo und setzte sich hinter sie. „Ich werde dich zu einem Freund bringen, er wird dich gut behandeln, dir Arbeit geben und dich dafür entlohnen." Er trieb seinen Reitvogel an und legte den Arm um Clova-Panpa. Für das Mädchen war es eine neue Erfahrung, eine gute. Ein starker Arm der sie schützte und nicht schlagen wollte. 
Raziel/Überarbeitung: Rina Smaragdauge 

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