Sonntag, 23. September 2012

Die Prophezeiung Kapitel 29 ( Das vereiteilte Ritual)

Urgandel im Hundertundviertzigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Pistrana

Calister, der Oberste Nachtalb, lief aufgeregt in seinen Gemächern auf und ab. Bald war es soweit, der Vollmond rückte immer näher. Sein Freund und Mentor, der Dämon der im Burgfried hauste, würde das Ritual durchführen, das ihm ermöglichte die Macht über ganz Urgandel zu erringen.

Ein Diener trat in den Raum und überbrachte eine Nachricht aus dem Burgfried. Calister eilte zu dem Turm und bestieg die unendlich scheinende Treppe. Der Dämon hockte in einem Kreis den er mit Kreide auf den Boden gezeichnet hatte, um den Kreis herum waren fremde Symbole gemalt. Der Dämon hielt einen Becher in seinen Händen. „Dieser Trank wird ihr innerstes Reifen lassen. Eine Dekade sollte reichen." Calister nahm den Becher entgegen, der Inhalt qualmte und stank nach verwestem Fleisch. „Gib es ihr heute Nacht. Noch eine Sonne und es ist Vollmond, dann wird die Veränderung einsetzen und du kannst deinen Nachfolger zeugen." Der Dämon hob eine Hand. „Doch wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hat, ist das Mädchen mein. Das ist der Preis für meine Hilfe." Mit diesen Worten machte der Dämon eine winkende Handbewegung als Zeichen das der Nachtalb verschwinden Sollte.

Vorsichtig ging Calister die Treppe hinab, darauf bedacht nichts zu verschütten. Auf dem Burghof rief er eine Wache zu sich. Eine Nachtalbin kam zu ihm und er gab ihr den Trunk, angewidert verzog die Kriegerin das Gesicht. „Geh in das Verließ und gib es dem Mädchen zu trinken, wenn es sein muss mit Gewalt!" befahl Calister der Nachtalbin. 

Noch jemand hatte das Gespräch zwischen dem Obersten Nachtalb und der Wache mit angehört. Ein junger Krieger, er war ein Spion der Schattenelben, doch mit den roten Glasslinsen wurde er nicht erkannt. Unauffällig folgte er der Nachtalbin, er musste sie aufhalten.
Klondieke war in ihrer alten Zelle, wieder hatte man sie an die Mauer gekettet. Doch sie war nicht mehr das naive Kind das nicht sprechen konnte. Mit zwei der Eisenringe, die in ihr Haar geflochten waren, schaffte sie es einen rostigen Nagel aus der Holzliege zu ziehen. Erst versuchte sie den Stein um die Ketten herum weg zu kratzen. Doch schnell merkte sie, dass es sinnlos war. Dann schaute sie sich die Eisenmanschetten an ihren Handgelenken an. Sie bohrte mit dem Nagel in dem Schloss hin und her, bald klickte es und die Manschette fiel ab. Das gleiche tat sie an der anderen Hand. Dann versuchte sie die Zellentür auf die gleiche Art zu öffnen, doch der Nagel war zu kurz.

Plötzlich hörte sie Schritte, sofort lief sie zurück auf ihren Platz, legte die Eisenmanschetten um, ließ die Schlösser aber nicht einrasten. Die Riegel knarrten und die schwere Tür schwang auf. Die Nachtalbin mit dem Becher trat ein und ging vor Klondieke in die Hocke. „Komm Kleine, das wird dir schmecken." Doch Klondieke wollte nichts davon wissen und schüttelte heftig den Kopf. Die Albin rückte näher an das Mädchen heran und wollte ihr die Kiefer auseinander pressen. Klondieke fasste die Hand der Albin mit beiden Händen und biss hinein, dann holte sie mit den Beinen aus und trat zu. Die Nachtalbin schrie auf, kippte nach hinten weg und hielt sich den Unterleib. Klondieke nahm die Kette, schwang sie über den Kopf und schlug auf die Nachtalbin ein. Nasenbein und Zähne brachen, das Mädchen schlug wieder und wieder zu. Benommen drehte sich die Albin auf den Bauch und versuchte auf zu stehen. Jedoch war Klondieke schneller, sie sprang auf den Rücken der Nachtalbin und drückte die angeschlagene Kriegerin auf den Boden. Sie fasste die Frau bei den langen Ohren und schlug ihren Kopf auf den harten Steinboden, so wie sie es bei Tyrella gesehen hatte.

Die Wache bewegte sich nicht mehr und der Boden war rot von ihrem Blut, doch Klondieke machte immer weiter. Jemand packte sie und zog sie von der toten Nachtalbin weg, es war der Schattenelb der als Nachtalb verkleidet, der Wache gefolgt war. „Ruhig Mädchen! Ich bin ein Freund." versuchte er Klondieke zu beruhigen, die wild um sich schlug. „Ich kenne Wallungur, Tyrella und Fortingas!" Als das Mädchen das hörte, ließ sie die Arme sinken.

Der junge Mann schaute sich um. Die Nachtalbin lag bäuchlings auf dem Boden, von ihrem Gesicht war nichts mehr zu erkennen. Neben ihr der Becher, dessen Inhalt auf dem Boden verteilt war. Der Schattenelb dachte angestrengt nach. *Sie heraus zu bringen ist zu riskant, man würde uns sofort erkennen. Calister wird ihr kein Haar krümmen und ich muss ihr Wärter werden.* Der Schattenelb ging zu der Leiche und entfernt die Augen, dann sagte er zu Klondieke: „Hab keine Angst, ich werde auf dich aufpassen. Du musst so tun als wärst du noch angekettet und Esse nur was ich dir bringe." Klondieke nickte. Der Schattenelb ging zur Tür und schrie laut: „ Verräter!!! Ich habe einen Verräter gestellt!!"

Sogleich kamen Wachen angerannt, kurz darauf erschien auch Calister. „Was ist geschehen?!" fragte er aufgeregt. „Ich habe sie ertappt wie das Mädchen befreien wollte, dabei habe ich sie getötet." log er. Der Oberste Nachtalb schaute sich die Leiche an. „Da hast du ganze Arbeit geleistet." sagte er, hob den Becher auf und fluchte als er die Pfütze auf dem Boden sah. „Ich habe solange gewartet, dann kann ich auch noch einen weiteren Mondzyklus warten." Dann wandte er sich an den jungen Mann. „Du bist von nun an für das Mädchen verantwortlich. Enttäusche mich nicht oder es ist das Letzte das du tust."

Calister machte sich auf den Weg zum Burgfried um seinem Mentor zu beichten was geschehen war. Er dachte darüber nach was er sagen sollte um die Wut des Dämons niedrig zu halten, als ein Reiter das Tor passierte. Es war ein Söldner, er war schwer verletzt und seine Rüstung wies tiefe Schnitte auf. Der Mann ging vor Calister auf die Knie. „Was ist geschehen? Wer hat dich so zugerichtet?" Mit Schmerzverzerrtem Gesicht begann der Söldner zu reden: „Herr, die Zwerge sie verlassen die Gebirge. Ich war am Südlichen Gebirge stationiert. Sie haben uns einfach überrannt. Sie ziehen nach Westen." Calister schaute den Verletzten wütend an. „Wie viele waren es? Oder habt ihr gesoffen und sie nicht bemerkt?" Ängstlich sprach der Mann: „Es waren tausende." Calister zog sein Schwert und schlug dem Mann den Kopf ab. Nach und nach erreichten den Obersten Nachtalb gleiche Berichte von den zwei anderen Zwergenreichen.
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge

  
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