Sonntag, 22. April 2012

Die Prophezeihung Kapitel 7 (Die wilde Schmiedin)


Urgandel im Hundertsiebenunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Nördliches Gebirge, einen Tag vor Neumond, Festung der Schmiede

Durch die Stollen klang das Geräusch von Hämmern. Doch die meisten Essen waren kalt, weil viele Clans das Östliche Gebirge aufgesucht hatten, um ihre Ware auf dem Markt anzubieten. Die Zwerge des Nördlichen Gebirges waren bekannt für ihr handwerkliches Geschick. Früher hatten sie einen regen Handel mit den Menschen betrieben, doch seit die Nachtalben im Land das Sagen hatten war dies nur noch begrenzt möglich. Bei den Schmieden war der Angriff der Alben am stärksten gewesen. Die Rebellen, die mit den von Zwergen hergestellten Waffen kämpften, hatten dem Gegner die größten Verluste zugefügt.
Aber auch die Zwerge hatten in diesen Kämpfen Verluste zu beklagen und so manche Witwe und Waise musste sich mit seinem Schicksal abfinden.

Tyrella Feuerkopf  legte den Hammer auf den Amboss und tauchte die Schwertklinge, die fast solang war wie sie selbst ins Wasser. Zischend kühlte der Stahl ab. Mit ihren erfahrenen Augen prüfte sie die Schneide: Unebenheiten oder Scharten und Brüche wären ihr sofort aufgefallen. Sie legte die Waffe auf den Amboss, wo sie ganz erkalten konnte. Sie band die Lederschürze ab und zog sich das schwarze Kopftuch herunter. Ihre offenen und tiefroten Haare fielen auf die Schulter. In den vier dünnen Zöpfen waren Metallringe eingeflochten die klingend aneinander schlugen. Sie hatte den ganzen Tag an dem Schwert gearbeitet und wollte sich nun eine Pause und einen Humpen Schwarzbier gönnen. Tyrella war nun sechshundertfünfzig Mondzyklen, fünfzig Sommer, alt. Sie verließ die Schmiede und machte sich auf zur Taverne, der knielange Rock den sie über den Lederhosen trug wippte sanft bei jedem Schritt und schien sich dem Klingen der Ringe in den Zöpfen anzupassen.

Als sie die Schenke betrat wäre sie am liebsten wieder raus gegangen. An einigen Tischen saßen frisch vermählte Paare. Tyrella hatte ihren Gefährten im Kampf gegen die Albe verloren. Sie war eine gesunde und kräftige Zwergin und hätte jeder Zeit wieder einen neuen Gefährten wählen können. Doch in den hundertfünfundneunzig Mondzyklen die sie vermählt gewesen war, hatte sie ihrem Mann kein Kind schenken können. Dies war einer der Gründe warum sie von den Familien als Gefährtin für ihre Söhne abgelehnt wurde.

Ihr Clan hatte ihr das Recht eingeräumt sich selbst einen Partner wählen zu dürfen, doch auch das war nicht einfach. Bei einer Heirat ging es weniger um Zuneigung, sondern darum den Namen des Clans zu erhalten in dem man ihm Kinder schenkte
.
Sie ließ sich von einer Zwergin einen Humpen Bier geben und setzte sich an einen leeren Tisch. In der hinteren Ecke spielte ein Dudelsack. An einem Tisch wurde heftig diskutiert über Legierungen und Mischverhältnisse, an einem anderen saßen fünf Zwerge die schon ordentlich gebechert hatten. Sie schauten immer wieder zu Tyrella herüber, flüsterten und grinsten dreckig. Die Zwergin trank ihr Bier und genoss den malzigen Geschmack, sie war Spott wegen ihrer roten Haare gewohnt und störte sich nicht daran.
Einer der Zwerge stand auf und trat an sie heran. „Hey Feuerkopf, wenn du willst mache ich dich zur Mutter. Egal wie lange es dauert!!“ lallte er und lachte höhnisch. Tyrella fasste ihren Humpen und goss ihm das restliche Bier ins Gesicht. Der Zwerg prustete, doch bevor er etwas sagen oder tun konnte stand die Zwergin vor ihm und versetzte dem Zwerg mit dem leeren Humpen einen Hieb, so dass er benommen torkelte. Sie packte ihn mit der rechten Hand am Kragen, den linken Arm schob sie zwischen seinen Beinen hindurch und hob ihn in die Höhe. Der durch das Schmieden trainierten Zwergin bereitete dies keine Probleme. Tyrella schleuderte den Zwerg auf den Tisch, der durch die Wucht zusammen brach.

„Du Weichzwerg willst mich zur Mutter machen? Komme wieder wenn du mir gewachsen bist!!“ verspottete sie den Zwerg, der sich stöhnend am Boden wandte. Die Vier anderen Zwerge hatten sich erhoben und gingen mit geballten Fäusten auf die Zwergin los. „Diesem nutzlosen Weib werden wir Respekt lehren!!“ rief einer. Da waren auch schon die Schmiede, die zuvor miteinander diskutiert hatten zur Stelle und eilten Tyrella zu Hilfe. Es wurde geschimpft, geschlagen und geschuppst. Im Nu war eine Massenschlägerei im Gange. Die Zwerginnen die das Bier ausschenkten konnten dem nicht mehr Herr werden und riefen die Wachen.

Am nächsten Tag wurde Tyrella zu dem Führer ihres Clans gerufen, der auch zugleich ihr Vater war. Mit den Haaren versuchte sie die linke Gesichtshälfte zu bedecken um ihr blaues Auge zu verbergen. Tyrella hatte den Kopf gesenkt als sie vor ihren Vater trat. „Kind was ist nur los mit dir? Wie willst du einen Gemahl finden wenn du dich wie eine tollwütige Hündin aufführst!“ Ihr Vater sprach mit ruhiger, aber ernster Stimme. „Die Familie des Zwerges fordert eine Wiedergutmachung, zum ersten wegen der Schmach und zweitens weil er den ganzen nächsten Mondzyklus nicht arbeiten, geschweige denn essen kann.“

„Und was ist mit der Schmach die er mir angetan hat? Er hat mich behandelt wie Freiwild!!“ herrschte Tyrella ihren Vater an. Der Clanführer schlug seinen Morgenstern auf die eiserne Tischplatte. „Dann bei Ferrum hättest du dich an die Regeln halten müssen anstatt ihm die Zähne auszuschlagen!!!“ Der Zwerg holte tief Luft und fuhr in ruhigerem Ton fort: „Wir haben schon genug Probleme mit den Nachtalben. Da sollten wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen!  Verstehst du das?“ Tyrella nickte.
Er holte eine Karte hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. „Ich weiß, dass du mit der Streitaxt genauso gut umgehen kannst wie mit dem Schmiedehammer. Darum erteile ich dir eine Aufgabe!“ Er zeigte auf einen Fleck auf der Karte. „Ein Dorf im Fürstentum Burinda wird von den Handlangern der Nachtalben heimgesucht und hat uns um Beistand gebeten. Sie zahlen mit Brennstoff für unsere Essen. Du wirst mit zehn anderen dort hingehen!“ Die Zwergin schaute ihren Vater erstaunt an. „Warum ich denn!?“ Der Clanführer grinste. „Weil unser König mir die Auswahl der Leute überlassen hat und ich denke dass diese Aufgabe dein heißes Blut abkühlen wird. Morgen werdet ihr aufbrechen!“ Tyrella nahm die Karte an sich und verließ das Gemach ihrer Eltern. *Bauern beschützen, das kann nur langweilig werden.* dachte sie sich als sie zu ihrer Unterkunft ging um alles vorzubereiten.

Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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